Demut vor dem Markt
In einem früheren Beitrag habe ich über meinen ersten Optionshandel geschrieben. Der damalige Verkauf eines Puts verlief erfolgreich und ich habe Gefallen an Optionen gefunden.
Nüchtern betrachtet ist es immer besser, wenn man noch ganz am Anfang mit wenig Kapitaleinsatz sich mehrere Fehlgriffe leistet und so lernt, wie man mit kleinen Verlusten umgeht, damit man später große Verluste vermeidet.
Meine anfänglichen Verluste bei Aktien haben mich gelehrt, nicht überheblich zu werden und mir nicht einzubilden, ich könnte die Bewegungen des Marktes vorhersagen. Das kann ich nicht und niemand sonst kann das. Deshalb verfolge ich den Buy-and-Hold Ansatz und versuche nicht, den Markt durch häufiges Handeln zu schlagen.
Das Geschäft mit Optionen ist keine passive Einkommensquelle. Bei dieser Art der Geldvermehrung muss man handeln – mal öfter, mal weniger oft. Aber man kann nichts kaufen und liegen lassen, da der Zeitwert eine wichtige Komponente der Optionen ist.
Die ersten Optionen haben Spaß gemacht
Vor meinem ersten Optionshandel habe ich mich gründlich über die Risiken von Optionen informiert und habe mich nach einer langen Überlegungszeit dazu entschlossen, es auszuprobieren.
Meine Strategie war es als Stillhalter zu agieren, also Optionen zu verkaufen und zu warten, bis sie zum Stichtag wertlos verfallen. So könnte ich eine Prämie kassieren und nach Verfall der Option neue Optionen verkaufen. Das Ganze gleicht einer Versicherung, nur dass in diesem Fall ICH der Versicherer bin.
Die ersten Optionsgeschäfte waren erfolgreich. Es hat Spaß gemacht. Doch es kam, wie es kommen musste. Eine Option fing an, gegen mich zu laufen. Zum Glück! Denn wie ich bereits beschrieben habe, braucht man an der Börse ab und zu ein Ereignis, dass einen davon abhält übermütig zu werden.
Als Nebeneffekt konnte ich auch gleich eine taktische Maßnahme ausprobieren, die man unternimmt, wenn eine Option gegen einen läuft.
Was tun, wenn eine Option gegen mich läuft?
Es geht hier um geshortete Put-Optionen. Bevor ich diese Frage beantworten kann, muss ich mir zunächst eine andere Frage stellen:
„Mit welchem Ziel habe ich die Put Option verkauft?“
Ich handle mit einem Cash Konto (kein Margin Konto) und verkaufe Optionen nur von den Basiswerten, die ich bereit bin zum vereinbarten Preis zu kaufen. Daher fungieren für mich die Optionen ähnlich wie eine Limit Order. Der Vorteil ist, dass ich die Prämie, in jedem Fall behalten kann, auch wenn ich die Aktien am Ende der Laufzeit nicht übernehme.
Das primäre Ziel bleibt aber trotzdem die Einnahme von Prämien, ohne die Aktien übernehmen zu müssen.
Ich habe demnach mehrere Möglichkeiten zu handeln:
Möglichkeit 1:
Ich tue nichts und warte ab. Wenn die Option ausläuft und der Basiswert unter dem vereinbarten Kurs notiert, dann muss ich die Aktien zum vereinbarten Preis kaufen. Damit habe ich zwar vom Beginn der Haltedauer ein Buchverlust in meinem Depot, aber den hätte ich ja auch, wenn ich die Aktien über eine Limitorder gekauft hätte.
Möglichkeit 2:
Ich rolle die Option. Das bedeutet, ich kaufe meine Option zurück und verkaufe dafür eine andere Option mit einem niedrigeren Strikepreis und eventuell mit einer längeren Laufzeit. Damit reduziere ich den Verlust und erkaufe mehr Zeit, in der der Basiswert wieder zulegen kann.
Bei einem Margin Konto hätte ich die erste Möglichkeit nicht, da muss ich auf jeden Fall die Verluste begrenzen. Es wird daher empfohlen, die Optionen zurückzukaufen, wenn sie sich im Preis verdoppelt haben. Natürlich bedeutet das einen Verlust, aber wenn man nichts tut, kann der Verlust ein ganzes Depot vernichten. (Beim Aktienkauf ohne Kredithebel kann man deutlich entspannter sein!)
Meine Option läuft gegen mich!
Meinen ersten Trade habe ich dieses Jahr mit dem Verkauf einer Put Option auf Dialog Semiconductor vollzogen.
Ich hatte die Option damals vorzeitig zurückgekauft und mit dem Handel 42,20€ verdient.
Es sollte dieses Mal wieder die Dialog Aktie werden. Am 23. Mai 2018, als die Aktie nach einer Erholungsrallye etwas zurückgekommen war, verkaufte ich die Option DLG 20JUL18 17.5 P. Mit dem Verkauf der Option habe ich 53,20€ (nach Gebühren) eingenommen.
Gerade einmal eine Woche nach dem Verkauf ist die Aktie eingebrochen. Von ca. 18€ ging es an einem Tag auf etwa 15,85€ runter und die Option befand sich plötzlich im Geld. Würde die Aktie am Ende der Laufzeit auf dem gleichen Niveau schließen, müsste ich 100 Aktien für insgesamt 1.750€ kaufen und hätte sofort einen Buchverlust von 165€ im Depot.
Ich habe mich am selben Tag, dem 01.06.2018, entschlossen die Option zu rollen. Dazu habe ich die alten Option DLG 20JUL18 17.5 P für 266,80€ (inkl. Gebühren) zurückgekauft und die neue Option DLG 20JUL18 15.5 P für 113,2€ verkauft. Durch das Rollen habe ich einen Verlust von 153,60€ (266,80-113,2) sofort realisiert und dafür den möglichen Kaufpreis der Aktien um 200€ [(17.5-15.5) x100] nach unten justiert.
War das ein guter Deal? Das würde sich erst in 2 Monaten zeigen. Würde die Aktie am 20. Juli 2018 über 16€ schließen, wäre der ursprüngliche Buchverlust geringer als die 153,60€.
Glück im Unglück
Am Ende der Laufzeit stand die Aktie bei 15,43€, also ziemlich genau unter dem Strikepreis von 15,50€. Wenn die Option im Geld liegt und ausgeübt wird, ist das der optimale Preis, den man sich wünschen kann. Mit einem Buchverlust von 7€ kann ich leben.
Aber der Weg dahin war wirklich nicht schön. Während der Laufzeit ist Dialog Semiconductor sehr stark gesunken, sodass sich die Option zeitweise um mehr als 300€ verteuert hat.
In der Grafik unten kannst Du die Kauf- und Verkaufszeitpunkte mit dem Verlauf der Aktie von Dialog Semiconductor sehen. Die senkrechten Striche zeigen das Verfallsdatum der jeweiligen Optionen. Die beiden Put Optionen hatten das gleiche Verfallsdatum.
Was tun, wenn die Aktien eingebucht werden?
Ich hatte 100 Aktien zum Preis von je 15,50€ eingebucht bekommen und am Markt waren sie für 15,43€ zu haben.
Mir erschien es als sinnvoll, eine Call Option auf Dialog Semiconductor zu verkaufen. Der Strikepreis sollte über meinem Kaufpreis liegen. So hätte ich die Möglichkeit zusätzlich zur Prämie die Aktien teurer wieder zu verkaufen. Ich habe mich für die Option DLG 17AUG18 16.5 C entschieden.
Die Aktien entwickelten sich positiv und standen am 17. August 2018 über dem Strikepreis. Daher wurden sie für 16,50€ wieder ausgebucht. Zur Prämieneinnahme von 40,20€ kamen so noch 100€ Verkaufserlös hinzu.
Ich nehme Abstand von Optionen
Alles in allem habe ich durch diese Trades 39,80€ (nach Kosten, vor Steuern) verdient. Das bedeutet eine Rendite von 2,27% auf den ursprünglichen Kapitaleinsatz (1.750€) in 3 Monaten.
Auf das Jahr gerechnet würde das einer Rendite von 9,08% p.a. entsprechen – eindeutig zu wenig für den enormen Denk- und Zeitaufwand. Abgesehen davon hat mich das mental etwas mehr belastet als das entspannte Aussitzen von Aktienpreisschwankungen.
Früher oder später wird der Optionshandel wieder fester Bestandteil meiner Vermögensaufbaustrategie. Für den Moment aber verabschiede ich mich aus diesem Geschäft aus den folgenden Gründen:
Grund 1: Um mit Optionen meine ersten Erfahrungen zu sammeln konnte ich insgesamt 3.000€ entbehren. Es hat gereicht, um die ersten Trades auszuführen, war aber viel zu wenig Kapital, um langfristig flexibel zu handeln.
Mit 3.000€ auf einem Cash Konto kann man Put Optionen auf Aktien verkaufen, die höchstens 30€ Wert sind. Und dann ist das ganze Geld auch noch in einem einzigen Geschäft gebunden.
Grund 2: Unter normalen Umständen würde ich das Optionsdepot nach und nach ausbauen und mit immer mehr Kapital arbeiten. Mit normalen Umständen meine ich, dass ich ein regelmäßiges Einkommen habe, von dem ich monatlich einen Teil zur Seite legen kann.
Da ich seit Oktober 2018 ein zweites Studium begonnen habe und bei meinem Arbeitgeber nur noch 20 Wochenstunden als Werkstudent weiterarbeite, habe ich kein überschüssiges Kapital für den Optionshandel übrig.
Ich habe zwar weiterhin ein regelmäßiges Einkommen, die Höhe des Einkommens hat sich aber auf etwa die Höhe der Lebenshaltungskosten reduziert.
Wenn ich es dennoch schaffen sollte 100€-300€ im Monat zu sparen, dann hat der Aufbau meines langfristigen Aktiendepots Priorität.
Grund 3: Der Optionshandel ist nicht passiv und erfordert einen gewissen Zeiteinsatz und zurzeit bin ich durch die Arbeit und meine persönlichen Projekte (z.B.: dieses Blog und Studium) vollständig ausgelastet.
Natürlich ist der Handel mit Optionen nicht so zeitintensiv wie mein Angestelltenverhältnis, aber durch den geringen Kapitaleinsatz ist er pro Zeiteinheit bei Weitem (noch) nicht so lukrativ.
Fazit
Seit der Eröffnung meines BANX Depots für den Handel mit Optionen habe ich insgesamt 101,30€ vor Steuern verdient. Der Zeitraum war viel zu kurz und die Anzahl der Trades war viel zu gering, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Besonders die letzten Trades waren stark von der Entwicklung des Basiswertes abhängig und ich kann getrost von Glück sprechen, dass ich damit Geld verdient habe.
Irgendwann werde ich mich wieder mit dem Thema Optionen beschäftigen, bis dahin schließe ich das Depot und verwende das Geld für Aktienkäufe, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Der Dezember war ein überaus chancenreicher Monat dafür!
Wie sind Deine Erfahrungen mit Optionen? Agierst Du auf der Käufer- oder Verkäuferseite? Und handelst Du ein Cash Konto oder ein Margin Konto? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!
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Bildquellen: pixabay
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich kann deine Gründe, erstmal mit dem Optionshandel zu pausieren, durchaus nachvollziehen. Es ist halt nicht passiv, sonder aktives Handeln erforderlich und man braucht schon ein wenig Kapital, damit es Spaß macht.
Mir macht es noch riesigen Spaß und selbst nach 2 Jahren lerne ich immer wieder aufs Neue etwas dazu.
Viel Glück!
Hallo Ingo,
es freut mich, dass Du mit dem Optionshandel etwas gefunden hast, was Dir Freude macht, dir Geld einbringt und wo Du Dich immer weiter entwickeln kannst! Ich wünsche Dir viel Erfolg weiterhin und werde mich in absehbarer Zeit wieder anschließen. =)
Beste Grüße
Nico
Diese Gerede von einigen „Gurus“ von „Einkommenstrades“ oder „Brot und Butter Trades“ in Bezug auf das Verkaufen von Optionen sind Blödsinn. Verkaufen gerade von Aktienoptionen ist nicht ohne. Gut das du schnell die Reißleine gezogen hast und dich vorerst zurückziehst. Wie zu lesen bist gehst du das Ganze ja recht strukturiert und selbstreflektierend an. Ich denke du wirst in Zukunft noch den ein oder anderen Euro mit Optionen verdienen aber vielleicht solltest du dein Spektrum noch um Futureoptionen und das Kaufen von Optionen erweitern.
Hallo Sigmund,
danke für deine Einschätzung! Mit Futureoptionen habe ich mich bisher zugegebener Maßen zu wenig beschäftigt, aber diese Wissenslücke werde ich bei Zeiten noch schließen. Das Kaufen von Optionen dagegen halte ich ebenfalls für eine sehr attraktive Strategie für meinen Vermögensaufbau.
Besten Gruß
Nico