Krisen kommen immer wieder
Krisen gehörten schon immer zum Leben dazu. Es gibt sie sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Manche Krisen betreffen nur einzelne Personen oder Personengruppen, andere beeinflussen das Leben einer ganzen Volkswirtschaft. Die aktuelle Corona Krise hat sogar einen großen Einfluss auf die gesamte Weltbevölkerung.
Ob es sich nun um eine Krise auf der Mikroebene oder auf der Makroeben handelt, jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens immer wieder Krisen bewältigen müssen. Sogar ein Kleinkind durchlebt persönliche Krisen. Da reicht es, wenn man sein Lieblingsspielzeug verlegt hat. Schon bekommt es die Krise.
Manch einer wird an dieser Stelle sagen: “Das ist doch keine echte Krise!” Ich behaupte aber, es ist eine. Denn es kommt auf den Stress Faktor an. Ob man seine Schlüssel verlegt hat und zu spät zu einem Termin kommt oder ob man in finanzielle Schwierigkeiten gerät, das Stress Level steigt, man kann kaum klar denken und trifft teilweise irrationale Entscheidungen.
Worum es hier aber gehen soll, sind Krisen im volkswirtschaftlichen Sinne. Diese treten in unregelmäßigen Abständen auf. Diese Tatsache und der Umstand, dass der Auslöser immer ein anderer ist, macht es so schwer, sich darauf vorzubereiten.
Kann man sich auf eine Krise vorbereiten?
Man kann sich nicht auf eine bestimmte Krise vorbereiten, denn dafür müsste man die Zukunft kennen. Wenn man sich auf DIE Krise vorbereiten könnte, dann käme es gar nicht erst zu einer Krise.
Aber man kann sich generell auf schlechte Zeiten vorbereiten, obwohl man die Zukunft nicht kennt. Das Geheimrezept ist ganz einfach: Der beste Schutz gegen Unwissenheit ist Diversifikation! Das bedeutet im Klartext, man sollte auf vielen Hochzeiten tanzen. Eine Krise trifft nicht alle Anlageklassen gleichermaßen.
Wenn Aktien- und Immobilienpreise fallen, entwickeln sich Edelmetalle meistens gut. Aber nicht immer. Eine Cash Position erscheint in guten Zeiten sinnlos, denn während Asset Preise zulegen, verliert das Geld an Wert. In der Krise dagegen ist es ein Segen, wenn eine Cash Position vorhanden ist, um günstig echte Assets einzukaufen oder um einfach die Zeit ohne Einkommen zu überbrücken.
Man kann sich auf eine Krise also vorbereiten, wenn man möglichst breit aufgestellt ist. Man kann der Krise nicht entgehen und man kann nicht aus jeder Krise als Sieger hervorgehen, wenn man auf nur ein Pferd gesetzt hat.
Was soll ich mitten in der Krise tun?
Wenn man unvorbereitet in eine Krise reingeschlittert ist, dann ist es für Vorbereitungen zu spät. Dann muss man versuchen das beste aus der Situation zu machen.
Auf keinen Fall sollte man in Panik geraten und alles verkaufen, nur damit der Horror mit den sinkenden Kursen endlich vorbei ist.
Im Gegenteil! Das Beste, was man tun kann, ist abwarten und nachkaufen, wenn sich Gelegenheiten ergeben. Wenn man nicht nachkaufen kann, weil man kein Cash hat, dann kann man eigentlich nur warten.
Man sollte nicht vergessen, dass Aktien echte Unternehmensanteile darstellen und nicht gleich wertlos verfallen, nur weil die Preise gerade sinken. Natürlich können Firmen pleitegehen, aber nicht alle auf einmal. Es sei denn, man hat in guten Zeiten nur mit hochverschuldeten Unternehmen spekuliert, die eine tolle Story hatten, aber noch nie Gewinn erwirtschaftet haben.
Der echte Wert einer Firma sinkt nur, wenn die Gewinne dauerhaft sinken, weil sich die Aussichten eingetrübt haben. Der Preis dagegen kann extrem schwanken. Auch bei guten, hochkapitalisierten und wenig verschuldeten Firmen kann der Wert auch mal gute 50% fallen. Ein Paradies für Schnäppchenjäger. Aber man wird auch zu den Gewinnern zählen, wenn man es schafft, “nur” durchzuhalten und seine Anteile nicht aus der Hand zu geben.
Soll ich alles im Gewinn noch verkaufen?
Es tut weh, Verluste zu realisieren. Deswegen ist es nur natürlich, daran zu denken, alles zu verkaufen, was noch im Plus ist, während alles fällt. Wenn man mit Verlust verkauft, dann muss es schon verdammt weh tun.
Doch Gewinner zu verkaufen ist genauso schlimm wie schlechte Firmen zu kaufen. Eine Aktie, die sich im schlechten Marktumfeld positiv entwickelt oder weniger verliert als der Gesamtmarkt, ist eine gute langfristige Investition. Warum sollte man sie loswerden wollen? Eine Aktie, die sich in einer Krise gut entwickelt, wird sich in guten Zeiten noch besser entwickeln.
Gute Unternehmen, die wenig verschuldet sind, viel Cash und ein starkes Geschäft haben, können in der Krise günstig Beteiligungen kaufen, ihren Marktanteil vergrößern und so überproportional von der nächsten Wachstumsphase profitieren. Sie machen nach der Krise nicht nur mehr Umsatz, sondern haben auch noch weniger Konkurrenten. Neue Konkurrenten haben es dann umso schwerer, in den Markt überhaupt einzusteigen. So etwas nennt man dann Burggraben.
Ich würde es mir gut überlegen, ob ich in der Krise meine Gewinner verkaufen sollte. Auf keinen Fall würde ich pauschal alles verkaufen, was noch im Plus ist.
Soll ich die Verlierer verkaufen, solange ich noch kann?
Auch diese Frage kann man nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Wenn die Aktien, die überproportional verloren haben ein starkes Geschäft haben und genug Liquidität, um die Krise zu überstehen, dann kann es sinnvoll sein, sie zu halten.
Es kann nämlich sein, dass sie in einer Branche unterwegs sind, die von der aktuellen Krise besonders betroffen ist. In dieser Branche wird es vermutlich viele Pleiten geben und die Kurse brechen besonders stark ein. Starke Unternehmen werden dabei nicht verschont.
Es kann aber auch sein, dass das Unternehmen selbst ein Pleitekandidat ist und vorher nur gut gelaufen ist, weil es der Wirtschaft insgesamt gut ging. Dazu gibt es auch ein Sprichwort: “Die Flut hebt alle Boote.” Solche Beteiligungen sind Schönwetterinvestitionen und man sollte überlegen, sie in der Krise auch mit Verlust so schnell wie möglich aus dem Depot zu schmeißen.
Soll ich die größten Verlierer nachkaufen?
Hier gilt das Gleiche. Warum sollte man in die Kandidaten investieren, die von der Krise am meisten betroffen sind? Es gibt meistens einen Grund, warum die Unternehmen auf dem Markt abgestraft werden.
Nur weil der Kurs besonders stark eingebrochen ist, heißt es nicht, dass das Unternehmen besonders günstig ist. Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine Aktie, die 90% verloren hat wieder auf das Vorkrisenniveau klettert, vorausgesetzt sie überlebt. Es kann vorkommen, aber die Chancen stehen schlecht.
Viele machen den Fehler und beschäftigen sich nicht mit einem Unternehmen, sie schauen nur auf den Preis und treffen dann die Entscheidung, ob die Aktien gerade günstig oder teuer sind.
Aber es geht nicht um den Preis, sondern es geht um die Qualität des Unternehmens. Günstig ist eine Aktie nur, wenn der Preis niedriger ist als der Wert. Ein gesunkener Preis ist kein ausreichendes Kriterium für eine günstige Einstiegsgelegenheit.
Was sollte ich mit Immobilien in einer Krise machen?
Bisher ging es hauptsächlich nur um Aktien, aber was sollte man mit Immobilien machen? Sind sie überhaupt betroffen in der Krise oder ist das Betongold ein sicherer Hafen?
Es ging bisher nur um Aktien, weil sie leicht zu verkaufen sind. Mit einem Klick sind sie weg. Und der Preis, der für die Aktien gezahlt wird, ist jederzeit präsent. Bei fallenden Preisen kann man direkt dabei zusehen, wie das Ersparte dahin schmilzt.
Aber natürlich sind Immobilien nicht immun gegen eine Krise. Auch die Preise von Immobilien können fallen. Aber eher verkauft man Aktien, bevor man auf die Idee kommt eine Immobilie in der Krise zu verkaufen.
Den Marktwert hat man nicht täglich vor Augen und wenn man das Geld nicht gerade schnell braucht, wird man nicht in der Krise verkaufen. Eine Immobilie zu verkaufen bedeutet viel mehr Aufwand als der Verkauf von Aktien. Man muss einige Wochen bis Monate Verkaufszeit einplanen. Und teurer ist es auch.
Daher sind Immobilien zumindest vor Panikverkäufen eher geschützt. Generell gilt hier das gleiche wie für Aktien: Wenn die Qualität und Lage stimmt und die Investition eine Zukunft hat, dann sollte man sie auf keinen Fall aus der Hand geben.
Fazit
Auf eine bestimmte Krise kann man sich nicht vorbereiten. Aber man kann sich auf Krisen generell gut einstellen, indem man nicht in eine Geldanlage All-in geht. Aktien, Immobilien, Cash, Edelmetalle – es macht Sinn, sich mit allen Anlageklassen zu beschäftigen.
In der Krise sollte man bereit sein, konsequent zu handeln und dabei trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren. Gute Unternehmen halten und nachkaufen, schlechte Unternehmen im hohen Bogen aus dem Depot schmeißen. Dabei ist es egal, ob die Positionen gerade im Gewinn oder im Verlust sind.
In der Krise ergeben sich überproportional viele Chancen. Ob man sie nutzen kann, ist eine Frage der richtigen Vorbereitung. Wenn man vorbereitet ist und sich passende Gelegenheiten bieten, werden im Nachhinein viele Mitmenschen sagen, man hätte “Glück gehabt”.
Ist der Krisenzustand bereits eingetreten, ist es für Vorbereitungen zu spät. Dann kann man erst sehen, ob die Vorbereitungen ausreichend und gut waren. Auf jeden Fall sollte man aus solchen Situationen seine Lehren ziehen. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.
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Bildquellen: pixabay