Saftige Steuerrückerstattungen 2016/2017

Meine erste Steuererklärung

Als ich im dritten Semester meines Studiums (2011) angekommen war, wollte ich meine freie Zeit zum Geldverdienen nutzen. Dank BaföG, Kindergeld und einem sparsamen Lebensstil war ich zwar nicht auf einen Nebenjob angewiesen, aber wem haben ein paar zusätzliche Euronen schon geschadet?

Ich habe mich für die Arbeit in der Gastronomie entschieden (ziemlich verbreitet unter Studenten) und habe mich dazu in einer Agentur angemeldet. Diese hat tatsächlich oft Anfragen geschickt und hat mir empfohlen über ein eigenes Gewerbe zu arbeiten und abzurechnen.

Also bin ich zum Gewerbeamt gegangen und habe ein Gewerbe angemeldet. Ab der Anmeldung eines Gewerbes hat man plötzlich etwas öfter mit dem Finanzamt zu tun als zuvor. Ein Nebeneffekt ist, dass man verpflichtet ist, jährlich eine Steuererklärung abzugeben. Ich hatte vorher noch nie eine erstellt. Ich hatte nur noch nie etwas Gutes darüber gehört. Panik!

In verschiedenen Foren habe ich mich über das Thema informiert, mir ElSter heruntergeladen und losgelegt. Es war echt nicht schwer. Vor allem, wenn man noch Student ist, der Verdienst unter dem Grundfreibetrag liegt und man keine Steuern zahlt. Aber schadet nicht, sich damit schon mal zu befassen – für später.

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Die erste Steuererklärung nach dem Berufseinstieg

Ein paar Jahre und einige Steuererklärungen später (2016) wurde es ein wenig komplizierter, denn ich hatte meinen ersten Vollzeitjob, war damit relativ schnell über dem Grundfreibetrag und musste Steuern zahlen. Wer Steuern zahlt, kann Kosten geltend machen. Das war vorher als Student nie das Problem, denn wer nichts zahlt, kriegt auch nichts zurück.

Ich war natürlich froh, dass ich zumindest so viel verdiente, dass ich Steuern zahlen durfte. Aber bitteschön nicht mehr als nötig! Die Sachen, die man absetzt, für die sind ja tatsächlich Kosten entstanden. Also habe ich mich informiert, welche Kosten man als Arbeitnehmer absetzen darf.

Zunächst einmal war ich überfordert: Was kann ich absetzen? Wie berechne ich das? Wo trage ich das dann ein? Welche Nachweise muss ich mitschicken? Mache ich das alleine oder hole ich mir Hilfe? Und wenn ja, wen? Steuerberater oder Steuerhilfeverein?

Bei einem Telefonat mit einem netten Mitarbeiter vom Steuerhilfeverein habe ich schnell festgestellt: Ich bin gut informiert und versuche es mal selbst.

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Was konnte ich alles absetzen?

Ich hatte 3 wesentliche Punkte, die ich unterbringen wollte:

  1. Die Pendlerpauschale: Ich habe einen Arbeitsweg von 26km. Das bringt 0,30€ pro Kilometer einfacher Strecke. Macht bei 145 Arbeitstagen 1.131€ an Kosten. Das ist nicht ohne.
  2. Vorsorgeaufwendungen: Da ich eine BasisRente abgeschlossen hatte, konnte ich die Beiträge 2016 zu 82% (in 2017 zu 84%) absetzen, das machte in Summe 588€.
  3. Mehraufwendungen für doppelte Haushaltsführung: Das war wohl der fetteste Brocken, den ich abgesetzt habe. Da ich wegen der Arbeit meine Heimat verlassen habe und zumindest in der ersten Zeit oft nach Hause gefahren bin, musste ich schauen ob und wie ich diese Kosten unterbringen kann. Wenn ich einfach umziehe und mich ummelde, dann ist es vorbei. Dann kann ich fahren so oft und wohin ich will – das interessiert das Finanzamt nicht. Höchstens den Umzug könnte man dann absetzen.

Ich bin stattdessen an meinem Heimatort ein Mietverhältnis eingegangen. Das Kinderzimmer von früher habe ich dann von meinen Eltern untergemietet und habe mich an den Haushaltskosten mit ca. 25% beteiligt. Damit waren die Voraussetzungen für die doppelte Haushaltsführung erfüllt.

Dadurch konnte ich die Miete meiner Zweitwohnung am Beschäftigungsort komplett absetzen, in den ersten drei Monaten gab es eine tägliche Verpflegungspauschale, eine wöchentliche Heimfahrt war auch drin und sogar die Telefonate in die Heimat konnte man absetzen.

Letzteres habe ich nicht gemacht, da wollte ich es nicht zu sehr ausreizen. Aber durch die anderen Punkte konnte ich im ersten Jahr Kosten in Höhe von 7.072€ geltend machen. Und in dem Jahr habe ich nur 8 Monate gearbeitet.

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Bring´s aufn Punkt, was kam dabei rum?

Die doppelte Haushaltsführung konnte ich bis September 2017 aufrechterhalten. Danach ist nämlich meine Freundin aus Dresden zu mir nachgezogen und wir haben uns in unserer ersten gemeinsamen Wohnung eingenistet. Diese Wohnung haben wir nun beide als Hauptwohnsitz und damit ist es vorbei mit der Steuerersparnis.

Im April 2018 habe ich meinen Bescheid für mein zweites Beschäftigungsjahr bekommen. Insgesamt beliefen sich die Steuerrückerstattungen für 2016 und 2017 auf 6556€. Das sind mehrere Nettomonatsgehälter, die man vom Finanzamt als Bonus bekommt. Ziemlich lässig!

Ich habe in der Küche erstmal meinen peinlichen Freudentanz aufgeführt. Wäre mir das Geld nicht aufs Konto überwiesen, sondern als Bargeld zugeschickt worden, hätte ich vielleicht sogar ein paar Fuffis durch die Wohnung geworfen. Danach hätte ich das Geld wieder aufgesammelt und erstmal schön meine Schulden bezahlt.

Das war dieses Jahr (2018) auch die Hauptverwendung der liquiden Mittel: Schuldenabbau. Letztes Jahr (2017) hat mir die Steuerrückerstattung beim Kauf meiner ersten Immobilie geholfen.

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Meine wichtigsten Erkenntnisse

Bei der Recherche nach Möglichkeiten verschiedenste Kosten abzusetzen sind mir folgende Dinge aufgefallen bzw. folgende Dinge habe ich gelernt:

  1. Als Unternehmer hat man viel mehr Möglichkeiten, seine Kosten geltend zu machen. Versicherungen, Betriebsmittel, Büromaterial, Büromiete, Telefonkosten usw. Alle Kosten, die zum Betrieb der unternehmerischen Tätigkeit anfallen, können abgesetzt werden. Als Arbeitnehmer zahlt man so gut wie alles aus seinem Nettogehalt, obwohl im Grunde genommen die Kosten für Nahrung, Wohnung, Mobilität und Gesundheit ebenfalls dem Erhalt der Arbeitskraft dienen und somit vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden sollten. Wenn ich zum Beispiel bei einem neuen Arbeitsgeber anfange, der von meiner Wohnung weiter entfernt ist als der alte und ich vorher ohne Auto ausgekommen bin. Warum muss ich die Kosten für das Auto (+Versicherung +Kfz-Steuer +Wartung) ganz alleine von meinem versteuerten Geld tragen? Diese Ausgabe dient lediglich dem Erwerb vom Einkommen, von dem der Staat in Form der Einkommenssteuer profitiert. So stellt sich mir zuerst die Frage: Lohnt sich die Ausübung des neuen Jobs oder sind meine Ressourcen besser in einer anderen Tätigkeit untergebracht – vielleicht eine mit weniger Gehalt, aber dafür ohne die zusätzliche Ausgabe?
  2. Es lohnt sich fast IMMER eine Steuererklärung abzugeben. Die Unternehmer könnten in die Situation kommen, dass sie Steuern nachzahlen müssen, aber genau deswegen sind sie zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet. Als Arbeitnehmer ist es eher unwahrscheinlich, dass man dem Staat am Ende des Jahres noch etwas schuldet. Im Gegenteil: Der Staat holt sich seinen Anteil sofort ab, noch bevor der Arbeitnehmer etwas von dem Geld sieht, manchmal sogar ein Stück mehr. Es ist dann Aufgabe des Arbeitnehmers den zu viel bezahlten Anteil zurückzuholen. Ich finde, das Ganze hat System. Deswegen wird in der Schule auch niemals das Thema Steuererklärung behandelt. Wenn so wenige Menschen wie möglich davon wissen, wie es funktioniert, dann holen sich die wenigsten das Geld vom Fiskus wieder zurück und so bleibt dem Staat nochmal ein kleiner Bonus. Warum sparen, wenn man sich das Haushaltsdefizit von den arbeitenden Menschen stopfen lassen kann?
  3. Wenn man sich in einer neuen Lebenssituation befindet und gerade überlegt, wie man finanziell das beste daraus machen kann, dann muss man sich mindestens 1 Jahr vor der Steuererklärung überlegen, welche Nachweise man dazu braucht. In meinem Beispiel war es die Mietzahlung an meinem Heimatort. Als ich die Steuererklärung abgegeben hatte, habe ich zunächst keine Nachweise mitgeschickt. Das ist zwar erst seit der Steuererklärung für 2017 offizieller Wunsch des Finanzamtes, aber ich habe das schon vorher so gemacht. Wenn Nachweise gewünscht werden, wird sich schon jemand melden. Und tatsächlich hat das Finanzamt eben die zwei Nachweise angefragt, um die ich mich fast 1 Jahr vorher gekümmert hatte:

Fazit

Steuern zu zahlen finde ich nicht schlimm. Im Gegenteil! Je mehr Steuern man zahlt, desto besser, denn das bedeutet ja nur, dass man mehr verdient. Über die Verwendung der Gelder kann man sich aber streiten. Naja über die Höhe der Steuerbelastung natürlich auch.

Weil die Einkommenssteuer direkt beim Abzug keine Kosten berücksichtigt, sollte man auf jeden Fall jährlich seine Steuererklärung machen und sich vorher gründlich überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, seine Kosten geltend zu machen.

Es ist nicht schlimm, Steuern zu zahlen. Aber es ist auch legitim, zu viel bezahlte Steuern zurückzuholen! (Zitat von mir.)

Hast Du schon Erfahrungen mit der Steuererklärung gemacht? Über einen Kommentar würde ich mich freuen!

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Bildquellen: Chris Geirman

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