Mein neues Arbeitsverhältnis
Im letzten Quartalsbericht habe ich über meine neue Arbeitsstelle berichtet. Trotz einiger Sorgen am Höhepunkt der Corona Krise hat alles wunderbar geklappt und ich konnte am 01. April wieder voll durchstarten.
Das Studium, dass ich im Oktober 2018 anfing hat sich in jeglicher Hinsicht gelohnt und hat seinen Zweck voll erfüllt. Ich habe nützliches Wissen mitbekommen und habe in der Zeit weniger gearbeitet. Das war quasi mein persönliches Sabbatical. Zusätzlich konnte ich durch meine Weiterbildung mein Einkommen steigern.
Ich habe als Werkstudent gerade so viel gearbeitet, dass ich meine Fixkosten bezahlen konnte. Leider war dadurch die Sparrate nicht mehr so hoch und es hat sich angefühlt, als würde ich auf der Stelle treten, was den Vermögensaufbau betrifft. Auch Immobilienfinanzierungen kamen durch die gesunkene Bonität nicht mehr in Frage.
Doch nun arbeite ich wieder in Vollzeit und kann meine Sparrate wieder deutlich anheben. Der Vermögensaufbau geht somit in die zweite Runde!
Projekt: Forex Trading
Ich habe im letzten Quartalsbericht darüber geschrieben, dass es während des Corona Crashs erneut heftige Turbulenzen am Währungsmarkt gab. Glücklicherweise musste ich dabei keine neuen Verluste hinnehmen, weil ich rechtzeitig alle Positionen zugemacht hatte.
Allerdings hat mich diese Situation gezwungen nochmals zu reflektieren, ob der Devisenhandel wirklich etwas für mich ist und ich habe mich entschlossen, das Experiment zu beenden.
Das aktive Traden ist zeitintensiv und manchmal sehr Nerven aufreibend. Außerdem darf man das hohe Risiko nicht unterschätzen. Das ist zurzeit nichts für mich. Ich will mich auf den stetigen und sicheren Vermögensaufbau konzentrieren und eventuell komme ich wieder auf den Forex Handel zurück, sobald etwas “Spielgeld” vorhanden ist.
So wie ich vorher Aktien, Immobilien und Optionen ausprobiert habe, kann ich nun auch die Erfahrung Forex abhacken, auch wenn mich diese Erfahrung leider etwas mehr Lehrgeld gekostet hat als ich gerechnet hatte.
Projekt: Immobilie
Ende letzten Jahres habe ich einige Aktienpositionen verkauft, um den Gewinn zu realisieren, damit ich diesen mit den Forex Verlusten verrechnen kann. Das frei gewordene Cash, habe ich zunächst nicht wieder reinvestiert, weil ich mich im Laufe des Jahres 2020 nach einer zweiten Immobilie umsehen wollte.
Es hat sich herausgestellt, dass das Timing optimal war, einen Teil seines Depots aufzulösen, denn dieser Teil war vom Corona Crash nicht betroffen.
Als die Kurse bröckelten hat es mich die ganze Zeit in den Fingern gejuckt, günstig meine alten Positionen nachzukaufen. Da ich aber nicht wusste, ob ich in der schwierigen Situation einen neuen Arbeitsvertrag bekomme, habe ich mich entschlossen die Cash Position zu behalten.
Nach drei Monaten steigender Kurse ärgert es einen schon ein wenig, nicht eingestiegen zu sein. Aber es hätte auch anders ausgehen können und hinterher ist man immer schlauer. Die Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt empfinde ich immer noch als richtig.
Pünktlich zum Ende Juni habe ich meine dritte Gehaltsabrechnung bekommen, womit meine Bonität gegenüber von Banken wieder sehr gut ist. Ich habe gleich meinen Finanzierungsberater angeschrieben und mir einen Finanzierungsrahmen ausrechnen lassen. Damit kann ich mich jetzt auf die Suche nach einer passenden Immobilie machen.
Mein Depot
Viel Bewegung gab es in diesem Quartal in meinem Depot nicht. Das ist zwar langweilig für Dich als Leser, aber gut für meinen Vermögensaufbau. Jede Transaktion kostet Gebühren, daher ist es ratsam so wenig wie möglich zu handeln.
Dennoch gab es einige kleine Zukäufe, die ich im Rahmen von Freebuys realisiert habe. Dabei betragen die Gebühren gerade mal 2€.
Die krasseste Sensation in meinem Depot war selbstverständlich Wirecard! Meine Stammleser wissen, dass ich schon seit 2015 eine Position in Wirecard gehalten hatte, also lange vor dem Hype um das Unternehmen und lange vor dem Dax Aufstieg. Bis zum Schluss habe ich noch dran geglaubt, dass es ein großartiges Unternehmen mit einem hervorragenden Geschäftsmodell sei.
Inzwischen hat sich ja herausgestellt, dass das Unternehmen einen großen Teil dieses hervorragenden Geschäftes gar nicht besitzt. All die Jahre gab es Kritik an der Bilanz, doch all die Jahre dachte ich, Wirecard sei nur ein Opfer von bösen verantwortungslosen Shortsellern, die nur scharf auf fallende Kurse waren und Gerüchte in die Welt streuten. Wirecard sei das perfekte Opfer, weil das Geschäft so kompliziert darstellbar sei.
Das Management war schwach und konnte sich kaum gegen die Vorwürfe wehren. Ab und zu gab es einen diffusen Kommentar, sonst nichts. Jetzt ist klar warum.
Plötzlich, nach der dritten Verschiebung der Bilanzvorlage, vermeldet die Wirtschaftsprüfergesellschaft, die seit Jahren nichts Auffälliges entdeckt haben will, dass beinahe 2 MILLIARDEN EURO fehlen. Da fragt man sich: Was haben sie die Jahre zuvor überhaupt geprüft?
Ich habe lange Zeit mit angeschaut und die Lügen des Vorstandes geglaubt. Doch wenn ein Viertel der Bilanzsumme plötzlich fehlen, dann heißt es für mich: Reißleine ziehen. Egal wie tief die Aktien stehen.
Leider habe ich mich erst am zweiten Tag nach der skandalösen Meldung dazu entschlossen, die Position zu verkaufen und somit nur noch ca. 30€ pro Aktie bekommen. Aber immerhin, für mich ist das Unternehmen, das inzwischen auch einen Insolvenzantrag gestellt hat, genau Null Euro wert.
Im Jahr 2015 habe ich zu 38€ gekauft, in 2020 zu 30€ verkauft. So groß ist der reale Verlust also nicht, aber es ist schade um die 5 Jahre Haltedauer, in denen das Geld woanders besser aufgehoben wäre.
Der Konzern, der ein Vorzeigeunternehmen und ein aufgehender Stern am technologiearmen Deutschlandhimmel gewesen ist, hat sich als Lügner und Betrüger herausgestellt. Das ist einfach nur traurig.
Käufe:
- 80x Ferratum
- 15x Weibo
Verkäufe:
- 18x Wirecard
Meine schwächsten Werte in diesem Quartal waren Wirecard (selbstverständlich) (-70%) und Royal Dutch Shell (-10%), es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Energiesektor wieder auf die Beine kommt. Gewinner gab es im zweiten Quartal aber auch. SAF Holland (+47%) konnte sich ein gutes Stück erholen und Sixt (+42%) hat sich ebenfalls hervorragend entwickelt.
Meine Dividenden
Im zweiten Quartal 2020 gab es ca. 10% mehr Dividende als letztes Jahr. Endlich gibt es wieder positive Tendenzen, was die Einnahmen aus Dividenden angeht. Und das obwohl aufgrund von Corona mehrere Unternehmen in meinem Depot die Dividende entweder gekürzt oder ganz ausgesetzt haben.
Ausschüttungen:
April: 0€ (Vorjahr: 94,42€; -100%)
Mai: 336,08€ (Vorjahr: 197,90€; +69,82%)
Juni: 43,40€ (Vorjahr: 50,72€; -14,43%)
Gesamt Q2/2020: 379,48€ (Vorjahr: 343,04€; +10,62%)
Fazit
Das zweite Quartal verlief relativ ruhig. Die Börsen haben sich wieder gefangen und einige Unternehmen feiern schon wieder Allzeithochs. Schade, dass ich nur wenige dieser Unternehmen besitze. Das wäre noch ein Grund darüber nachzudenken, ob ein einfacher breit gestreuter ETF nicht doch die bessere und günstigere Alternative wäre.
Ob die Entwicklung an den Märkten wirklich nachhaltig oder gesund ist, bleibt abzuwarten. Ich persönlich empfinde die Erholung mit einer gewissen Skepsis. Denn während man immer wieder neue demotivierende Meldungen über Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit liest und viele Firmen gerade vorsichtig ihre Vertriebsaktivitäten wieder aufnehmen, feiern die Investoren an den Börsen, als ob wir einen echten langfristigen Boom zu erwarten hätten.
Mein interner Zinsfuß seit Mai 2014 liegt bei positiven 2,8% pro Jahr. Es hat sich im Vergleich zum Vorquartal also kaum verändert, obwohl es an den Märkten kräftig nach oben ging. Dazu hat hauptsächlich das Wirecard Desaster beigetragen.
Im letzten Quartalsbericht habe ich meine Prognose für Dividendeneinnahmen für 2020 dank Zukäufen auf 1200€ nach oben korrigiert. Inzwischen gab es aber mehrere Dividendenkürzungen, sodass ich nur noch von einer Gesamtsumme von 700€ ausgehe, was ungefähr der ursprünglichen Annahme aus dem Jahresabschluss 2019 entspricht.
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