Mein neues Arbeitsverhältnis
Wer schon länger meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich 2018 ein zweites Studium begonnen habe und im Zuge dessen meine unbefristete Vollzeitstelle gegen einen Werkstudentenvertrag getauscht habe. Dieser Vertrag war auf die Dauer der Regelstudienzeit befristet und die endete genau am 15. März 2020, Mitten in der Corona Panik. Was für ein blödes Timing!!!
Am Anfang des Jahres habe ich mit meinen Vorgesetzten über die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen gesprochen. Da meine Weiterbildung den Bereich Automatisierungstechnik und Robotik abdeckte und mein derzeitiger Arbeitgeber, ein Unternehmen im Sondermaschinenbau, sich in Zukunft immer mehr auf dieses Feld fokussieren möchte, hat es nicht lange gedauert, um gemeinsame Interessen festzustellen.
Da die weltwirtschaftliche Lage stabil und die Auftragslage des Unternehmens sehr stark war, hatte ich keine Bedenken, dass ich einen neuen Arbeitsvertrag bekommen würde. Weil die Auftragslage so gut war, schien auch meine Verhandlungsposition stark zu sein, was das Gehalt betrifft.
Die letzten 4 Wochen als Werkstudent habe ich genutzt, um Überstunden und den Resturlaub abzubauen. Das war genug Zeit, um noch eine größere Reise einzuplanen, für die ich bisher noch nie Zeit oder Geld hatte. An einem von beiden hat es bisher immer gemangelt. Dieses Mal hat es wunderbar gepasst. So sind wir in einer Gruppe von 4 Leuten über Thailand nach Myanmar geflogen.
Das war eine wundervolle Zeit und wir haben von den Entwicklungen bezüglich Corona nur so nebenbei mitbekommen. Dass ich meinen Arbeitsvertrag vor dem Urlaub aus organisatorischen Gründen noch nicht bekommen habe, beunruhigte mich kaum.
Zum Reisen war es der optimale Zeitraum. Für die Jahreszeit gab es in Thailand bereits 50% weniger Touristen als sonst, das Wetter war sehr gut (kein einziges Mal hat es geregnet, jeden Tag Sonne) und unser Rückflug startete und landete wie geplant. Bereits ein Tag später fielen die Flüge aus der Region massenweise aus.
Nach dem Urlaub habe ich noch 2 Wochen eingeplant, um in die Heimat zu reisen und Freunde zu besuchen. Vielleicht auch ab und zu ins Fitnessstudio zu gehen. Doch das hatte sich schnell erledigt. Zu Hause angekommen, wurde ich sofort von der Realität eingeholt. Reisebeschränkungen und Lokalschließungen haben meine Pläne umgeworfen. Da wäre ich lieber arbeiten gegangen, anstatt zu Hause rumzusitzen.
Wie gesagt: Zum Reisen war die Zeit super. Doch es waren die blödesten zwei Wochen, um ohne einen Arbeitsvertrag da zu sitzen. Und genau das war meine Situation. Einige Unternehmen fingen an, alle Mitarbeiter in Probezeit sofort zu entlassen. Andere meldeten Kurzarbeit an oder kündigten sofortigen Einstellungsstopp an. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, ob die mündlichen Zusagen meiner Vorgesetzten noch aktuell sind.
Glücklicherweise ist mein Arbeitgeber in einer weniger zyklischen Branche unterwegs und die Auftragslage ist weiterhin sehr gut. Das hat mich etwas beruhigt. Aber meine Anspannung hat sich erst gelöst, als ich meinen neuen Arbeitsvertrag endlich aus meinem Briefkasten geholt habe.
Vor meinem Urlaub hätte ich mir auf keinen Fall vorstellen können, dass ich mir um meinen Job tatsächlich so viele Sorgen machen würde. Es wäre wirklich nicht schön gewesen, gerade in so einer turbulenten Zeit arbeitslos zu werden. Das war knapp!
Projekt: Forex Trading
Was war das für ein aufregendes Jahr im Forex Bereich? Ich habe im Februar 2019 begonnen auf dem Forex Markt zu traden. Das erste halbe Jahr mit überragendem Erfolg. Dann kamen heftige Verluste im Sommer. Seitdem habe ich mit weniger Risiko getradet und bis Mitte März 2020 bereits 30% der Verluste wieder verdient.
Und jetzt ein neuer Schock! Der Öl Preis ist in kürzester Zeit so stark gefallen wie noch nie und gleichzeitig sorgte die Corona Panik für heftige Verluste in fast jedem Börsensegment. Die Aktienmärkte sind weltweit zeitweise um über 40% gefallen. Diese giftige Kombination sorgte auch für heftige Verwerfungen am Devisenmarkt.
Das Konto stand wiedermal im roten Bereich. Ich habe mich dazu entschlossen, alle laufenden Trades zu schließen, solange die Emotionen am Markt sich überschlagen. Die Verluste waren gerade so groß, dass sie die Gewinne seit dem Sommer aufgefressen haben. Mehr nicht! Das ist gut so. Es tut zwar weh, die Gewinne von über 7 Monaten abzugeben, doch es kommen keine neuen Verluste hinzu. Das ist für mich am wichtigsten! Manche Händler haben ihr gesamtes Kapital verloren.
Solange die Situation an den Märkten so volatil ist wie zurzeit, stehe ich lieber am Rand und warte auf ruhigere Zeiten. Es ist zwar ärgerlich, dass es einen zweiten Rückschlag innerhalb von nur einem halben Jahr gibt, doch die weltwirtschaftliche Lage wie jetzt ist eine absolute Ausnahmesituation. Es wird genug Perioden geben, in denen ich wieder in Ruhe traden kann.
Zugegeben, es wird immer wieder Ausnahmesituationen geben, doch nicht in diesen heftigen Ausmaßen. Ich bin einfach nur froh, dass ich bei diesen Verwerfungen nicht ein zweites Mal Schiffbruch erleiden musste. Ansonsten hätte ich wohl das Handtuch geworfen und mich wieder voll auf einen stinknormalen langsamen Vermögensaufbau mit Aktien und ETFs konzentriert.
Doch stand jetzt plane ich, abzuwarten und später wieder einzusteigen, wenn sich die Emotionen wieder etwas gelegt haben. Bis es soweit ist, habe ich mein Forex Handelskonto geplündert und mit dem Geld mein Verrechnungskonto für Aktienkäufe geladen.
Projekt: Immobilie
Es wird immer wieder eine Rezession oder einen Crash am Aktienmarkt geben. Doch selten ist eine Krise so stark und unberechenbar, dass es nachhaltige Auswirkungen auf Immobilien gibt.
Diese Krise hat das Potential dazu, dass Immobilien völlig neu bewertet werden. Denn die Wirtschaft steht beinahe still, Unternehmen entlassen Mitarbeiter, Kurzarbeit wird angemeldet, Einkommen brechen weg. Das wird dazu führen, dass viele Menschen ihre Miete zeitweise oder dauerhaft nicht mehr bezahlten können.
Durch neue Gesetze wird das Risiko auf den Vermieter umgewälzt, indem Mietrückstände von zwei Monatsmieten nicht mehr für eine Kündigung ausreichen.
Das ist zunächst völlig nachvollziehbar und der richtige Schritt, denn wenn Mieter wegen Zahlungsausfall ihre Wohnungen verlieren, finden sie so schnell keine neue. Und wenn das in einer gewissen Größenordnung passiert, dann hat der Sozialstaat versagt und wir erleben ganz andere Zustände.
Das erhöhte Risiko des Zahlungsausfalls ist in den Immobilienpreisen aber noch gar nicht eingepreist. Denn bis auf Einzelfälle, bei denen der Verkäufer bereits jetzt verkaufen muss und damit einen Abschlag akzeptieren muss, sind die Preise noch relativ stabil und für meinen Geschmack auch recht hoch.
Ich persönlich habe bisher nur eine kleine Wohnung finanziert. Wenn ich die aktuellen Immobilienpreise heranziehe, so den Wert meiner Wohnung ermittele und diesen ins Verhältnis zu der Restschuld setze, dann komme ich auf einen Beleihungsauslauf von 53%. Damit kann ich sehr gut schlafen, denn das bedeutet, dass die Preise um 50% fallen müssten, bis ich zusätzliche Sicherheiten stellen muss. Deswegen habe ich keine Angst vor einem „Margin Call“.
Einige Immobilieninvestoren, die in den letzten Jahren eine 100% oder sogar eine 110% Finanzierung abgeschlossen haben, könnten allerdings bald in eine unangenehme Situation kommen.
Die eine Seite ist der Beleihungsauslauf, ein anderes Risiko lauert auf der Seite der Liquidität. Wenn Mieten wegfallen, könnte es zu Schwierigkeiten kommen, die Bankrate zu bedienen. Einige Banken bieten vermehrt Tilgungsaussetzungen an, doch ob das so vorteilhaft für den persönlichen Track Record ist, kann keiner sagen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das ohne einen negativen Eintrag von statten geht und hüte mich davor, von diesem Instrument Gebrauch zu machen.
Ich habe in den letzten 3 Jahren regelmäßig etwas Geld auf das Mietenkonto überwiesen, sodass ich jetzt bei Mietausfall 3 Monate komplett aus eigener Tasche bezahlen könnte. Damit mache ich mir auch von dieser Seite keine größeren Sorgen.
Dennoch habe ich Kontakt mit meiner Mieterin aufgenommen und mich nach der aktuellen Situation erkundigt. Im Notfall hätten wir uns über eine Stundung der Miete einigen können. Aber meine Mieterin hat mir zu verstehen gegeben, dass ihre finanzielle Situation stabil ist und sie weiterhin die Mietzahlung in voller Höhe aufrechterhalten wird.
Um meine einzige Immobilie mache ich mir damit keine Sorgen.
Mein Depot
Im Jahresabschlussbericht habe ich geschrieben, dass ich einen großen Teil meines Depots verkauft habe, um die Gewinne zu realisieren. Selbstverständlich konnte ich nicht ahnen, dass es an den Aktienmärkten so stark und so schnell nach unten gehen würde. Die Verkäufe hatten eher einen steuerlichen Hintergrund.
Das frei gewordene Geld habe ich nicht reinvestiert, sondern habe es auf dem Verrechnungskonto gelassen, um dieses Jahr eventuell Chancen am Immobilienmarkt wahrzunehmen. Noch halten sich die Immobilienpreise recht stabil auf hohem Niveau, doch das kann sich noch ändern.
Als der Kursrutsch begann, war ich im Urlaub und hatte etwas Cash auf dem Konto. Am Anfang der Abwärtsbewegung konnte ich nicht widerstehen und habe schon einige Käufe getätigt. Ich war also zufälligerweise besser vorbereitet als in den Abverkäufen der letzten Jahre, bin aber wie immer viel zu früh wieder eingestiegen.
Nachdem ich vor wenigen Tagen meinen neuen Arbeitsvertrag bekam und deswegen in den nächsten Monaten mit einem laufenden Einkommen rechnen kann, habe ich mein Forex Handelskonto leergeräumt und habe so zusätzliches Cash auf mein Verrechnungskonto bei OnVista eingezahlt. Dort habe ich Limit Orders eingestellt und warte ab, ob ich die Aktien bekomme, die ich haben möchte.
Das erklärt meine große Cash Position bei der Depotaufteilung. Sollte es mit den Aktienkäufen nicht klappen, dann behalte ich eben das Geld und warte auf andere Gelegenheiten. Vielleicht klappt es dieses Jahr ja doch noch mit einer zweiten Immobilie.
Der Aufbau des Forex Handelskontos war letztes Jahr der wesentliche Grund, warum ich mein Depot 2019 abverkauft habe. Sollte der Wiedereinstieg zu günstigeren Preisen gelingen, dann hätten die Forex Verluste im Sommer doch noch einen positiven Sinn gehabt. Denn wenn ich das Depot nicht für den Devisenhandel ausgedünnt hätte, würde ich den Crash im Aktienbereich voll mitmachen. Aber so bin ich nur zur Hälfte investiert gewesen. Das Stichwort hierbei ist „Opportunitätskosten“.
Käufe:
- 10x Weibo
- 50x Meridith Corp.
- 60x SAF Holland
- 10x Fresenius
- 180x Royal Dutch Shell
- 35x Sixt Vz.
- 10x Allianz
Verkäufe:
- keine
Meine schwächsten Werte dieses Quartal waren Ferratum (-56%) und SAF Holland (-48%), die brutal stark an Wert verloren haben. Bei SAF Holland bin ich sogar mit meiner ursprünglichen Kaufentscheidung unzufrieden. Aber manchmal muss man sich auch mal Fehler eingestehen. Gewinner gab es im ersten Quartal auch in meinem Depot nicht. Dafür konnten sich Visa (-9%) und Wirecard (-3%) im sehr schwachen Markt gut halten.
Royal Dutch Shell hatte ich vor einigen Quartalen noch verkauft. Wenn ich zur Arbeit fahre, bin ich auf das Auto angewiesen. Da war es immer ein gutes Gefühl, dass ein Öl-Unternehmen durch seine Dividenden teilweise meine Spritkosten bezahlt. Damals hatte ich 50 Anteile und habe jedes Quartal quasi ein 20€ Tankgutschein bekommen.
Später wollte ich mich eher auf Wachstumswerte mit weniger Dividende konzentrieren und habe die Aktien von Shell verkauft. Schnell habe ich gemerkt, dass das Investieren plötzlich viel weniger Spaß gemacht hat und habe diese Vorgehensweise wieder eingestellt.
Die ganze Zeit habe ich auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um bei Shell wieder einzusteigen. Der günstigere Kaufpreis müsste dabei auch die in der Zeit entgangenen Dividenden ausgleichen. Dass es mal so günstig sein wird, hätte ich nicht gedacht. Ab jetzt kann ich mit einem 77€ Gutschein jedes Quartal rechnen, da ich dieses Mal sogar 180 Anteile gekauft habe. Es kann natürlich passieren, dass das Unternehmen die Dividende kürzt, um Kosten zu sparen, aber bisher gab es keine derartigen Ankündigungen.
Sixt zum Beispiel hat bereits gemeldet, dass die diesjährige Dividende ausgesetzt wird. Das ist zwar schade, aber das Geld ist in so einer Situation ohnehin besser im Unternehmen aufgehoben.
Meine Dividenden
Im ersten Quartal 2020 gab es ca. 12% weniger Dividende als letztes Jahr. Ich bin gespannt auf das zweite Quartal.
Ausschüttungen:
Januar: 10,89€ (Vorjahr: 30,32€; -64,08%)
Februar: 59,42€ (Vojahr: 65,00€; -8,58%)
März: 52,44€ (Vorjahr: 44,39€; +18,13%)
Gesamt Q1/2020: 122,75€ (Vorjahr: 139,71€; -12,14%)
Fazit
Die letzten Quartale war ich von den Entwicklungen eher enttäuscht. Mit dem ersten Quartal 2020 bin ich jedoch wiedermal sehr zufrieden. Was komisch ist, denn ausgerechnet in diesem Quartal haben wir an den Börsen einen der heftigsten Crashs der Geschichte erlebt. Wie kann ich da überhaupt zufrieden sein?
Ganz einfach. Seitdem ich an der Börse investiere muss ich mich immer wieder fragen: „Wie würde ich im Crash reagieren?“ Ich schreibe in meinem Blog immer wieder, dass man solche Chancen nutzen muss und antizyklisches Investieren sehr profitabel ist. Oder alternativ stures, passives Investieren. Dann aber konsequent durch jede Krise hindurch.
Doch würde ich tatsächlich so handeln beziehungsweise ist es tatsächlich so einfach zu kaufen, wenn alle verkaufen?
Die jüngeren Blogger müssen sich seit Jahren immer wieder Kritik gefallen lassen, dass sie ja noch nie einen Crash erlebt hätten und daher auch keine Ratschläge diesbezüglich geben könnten. Tja, dagegen lässt sich nichts sagen. Das stimmt einfach! Oder besser: Es stimmte bisher einfach!
Jetzt erlebe ich meinen ersten richtigen Crash, in dem ich „Skin in the game“ habe und kann meine Risikoneigung endlich auf die Probe stellen.
Ich muss zugeben: Es ist nicht einfach Tausende von Euro in den Markt zu pumpen, während man sich eigentlich Sorgen um den Job macht. Aber mit den temporären Kursverlusten kann ich ganz gut umgehen.
Mein Depot wies im Tief ein Minus von 33% auf. Das sah spektakulär aus, hat mich aber nullkommanull belastet. Klar, ich kann das Depot nicht mehr einfach liquidieren und das macht einen weniger flexibel und selbstbestimmt, aber es ist eben nur ein Buchverlust. Ich habe immer noch die gleichen Unternehmen in meinem Depot wie vorher und irgendwann geht jede Krise mal vorbei.
Außerdem helfen mir regelmäßige Dividenden dabei, den Kursrutsch nicht so sehr zu beachten.
Mein interner Zinsfuß seit Mai 2014 liegt bei positiven 2% pro Jahr. Das heißt, trotz des heftigen Einbruchs im März, trotz der gezahlten Gebühren und Steuern, hat es sich gelohnt am Aktienmarkt zu investieren.
Das beste an diesem Quartal ist aber das Ende meines Studiums und der Abschluss meines neuen Arbeitsvertrages. Die letzten 18 Monate konnte ich mit meinem Werkstudentengehalt gerademal die Lebenshaltungskosten finanzieren. Ich rechne jetzt wieder mit regelmäßig hohen Sparraten und nehme wieder den Vermögensaufbau stärker ins Visier.
Im Jahresabschluss 2019 habe ich eine Gesamtdividende für 2020 von 720€ prognostiziert. Ich hatte damals nicht mit vielen Zukäufen in diesem Jahr gerechnet. Da sich aber bereits am Anfang des Jahres einige Gelegenheiten geboten haben, musste ich einfach kaufen. Trotz dessen, dass ein paar Unternehmen bereits die Aussetzung der Dividende angekündigt haben, rechne ich nun mit Dividendeneinnahmen von 1200€ für 2020.
Bildquellen: rawpixel.com
7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Zu „Es kann natürlich passieren, dass das Unternehmen die Dividende kürzt…“: Man müsste sich umgekehrt fragen, was passiert, wenn Unternehmen wie Shell, SAF-Holland oder Sixt ihre vorgesehenen Dividenden für die nächsten Jahre stur weiterzahlen. Dann würde man ja bei den eingebrochenen Kursen auf Renditen von 15 % pa. kommen. Und das quasi risikolos (selbst wenn der Kurs auf Null fällt, würden die Dividenden ewig weitergezahlt. So etwas kann ja gar nicht funktionieren. Also beinhalten die stark fallenden Kurse hauptsächlich das Dividenden-Ausfall-Risiko).
Über Börsen-Strategien (wann soll man ein- und wann aussteigen) habe ich gestern ein ganz interessantes Video gesehen (hab leider nicht mehr den Link), wo gesagt wurde, dass die Menschen zwar wissen, wie es richtig geht, aber aus psychologischen Gründen falsch handeln. Und der wichtigste / interessanteste Satz darin war: Wenn Menschen mit FREMDEM (anstatt mit ihrem eigenen) Geld handeln, dann machen sie diese Fehler nicht. Deshalb können Fonds-Manager auch viel „cooler“ sein: es ist ja nicht ihr eigenens Geld, mit dem sie handeln, sondern das ihrer Kunden.
Genau, die Kurse fallen ja nicht, weil die Leute ihre Sachwerte gerne günstiger verkaufen, sondern weil die zukünftigen Gewinne einbrechen. Wenn Gewinne sinken, dann hat das Unternehmen weniger Geld zum verteilen. Entweder die Ausschüttungsquote ist so gering, dass auch bei weniger Gewinn genug Geld für Dividenden bleiben oder die Dividende wird kurze Zeit aus der Substanz gezahlt.
Das haben viele Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell in der Finanzkrise so gemacht. In der heutigen Krise allerdings müssen sich die Unternehmen so aufstellen, dass die Liquidität so lange wie möglich ausreicht, wenn die Nachfrage plötzlich weg bricht.
Große Firmen wie Apple oder Coca Cola werden sicherlich die Dividende weiterhin Zahlen oder sogar erhöhen können. Aber bei kleineren Wachstumswerten wie Sixt macht es mehr Sinn, das Geld in der Bilanz zu behalten. Wenn sich die Situation schnell bessert, können die Aktionäre nächstes Jahr ja mit einer Sonderdividende für das Durchhalten belohnt werden. Ansonsten wird eben in die Zukunft investiert.
An sich müssten die Fonds Manager mit weniger Emotionen agieren und damit antizyklisch handeln und überproportional an den Märkten profitieren. Aber viele andere Mechanismen hindern sie leider dabei. Die Emotionen haben sie vielleicht gut im Griff, aber wenn in der Crashphase ein Großteil der Anleger in Panik gerät und das Geld abzieht, dann muss auch ein Fonds Manager die Vermögenswerte teilweise liquidieren.
Außerdem haben Institutionelle Einschränkungen, was das Risiko Budget angeht. Sobald die Kurse fallen, werden die Unternehmen plötzlich als riskanter bewertet und müssen abgestoßen werden.
Ich finde, die beste Lösung ist, wenn man sich mit der Materie selbst befasst, die Emotionen in den Griff bekommt und Buy and Hold betreibt. Oder man sucht sich einen Vermögensverwalter und lässt ihn einfach seinen Job machen ohne ihn unter Druck zu setzen.
Auch ich bevorzuge „buy and hold“. Wobei es auch die extrem gegenteilige Meinung gibt, dass man schon beim Kauf einer Aktie festlegen sollte, dass man sie sofort verkauft, sobald sie um 10 % gefallen ist (Stop loss) und dieses Geld dann lieber in eine aussichtsreichere Aktie investiert (nach dem Motto: wer 10 % Minus macht, der macht auch 20, 30, 50 % Miese).
Auf diese Weise könnte man zwar viele kleine Verluste realisieren, die aber durch einige große Gewinne mehr als ausgeglichen werden (Verluste begrenzen, und Gewinne immer weiter laufen lassen).
Auch beim Buy and Hold Ansatz muss man immer wieder schauen, ob die Unternehmen noch so aussichtsreich sind wie sie es bei der Kaufentscheidung waren. Es kann sein, dass sich wegen neuen Regulierungen oder neuen starken Konkurrenten oder schlechtem Management die Aussichten verschlechtert haben. Dann muss man auch mal die Reißleine ziehen und im Notfall auch Verluste realisieren.
Allerdings halte ich von pauschalen Stop-Losses wenig. Weil Schwankungen von 10%-20% auch ohne Crash völlig normal sind. Und wenn man Pech hat, dann verkauft man ein gutes Unternehmen mit 20% Verlust und verpasst die anschließende Erholung. Auch Apple und Amazon hatten während ihrer atemberaubenden Aufstiege mehrere Rückgänge von 20%. Dann hätte man sich ausstoppen lassen und die guten Werte günstig aus der Hand gegeben.
Da ist es auch egal, ob man den Stop-Loss 10%, 20% oder 50% unterhalb seines Einstiegspreises legt. In der aktuellen Situation (Corona Crash) hätte man so sein gesamtes Depot zum Schleuderpreis verkauft und würde bei der Erholung den steigenden Preisen hinterher schauen. Leider.
Noch mal ein Beispiel zu Dividenden-Zahlungen: Vor genau fünf Wochen – damals war „Corona“ ja auch schon in aller Munde -hieß es hinsichtlich der Hugo Boss AG noch: „Die endgültigen Zahlen für 2019 liefern keine Überraschungen. Die Dividende soll von 2,70 Euro auf 2,75 Euro ansteigen. Die Experten der DZ Bank hatten mit 2,63 Euro gerechnet“
Und heute heißt es: „Hugo Boss will für 2019 keine Dividende auszahlen. Die Analysten der DZ Bank glauben, dass es auch für 2020 keine Dividende geben wird.“
Man sieht also, wie unsicher Dividendenzahlungen sogar für ein zurückliegnedes/abgeschlossenes Geschäftsjahr sind und wie schnell Banken ihre Meinung über ein Unternehmen ändern.
Absolut! Auf die Meinung von Analysten kann man nichts geben. Ich weiß gar nicht, wofür genau sie bezahlt werden. Ihre Einschätzungen liegen nicht selten komplett daneben und das lächerlichste ist, wenn der gleiche Analyst ein paar Wochen später genau das Gegenteil über ein Unternehmen schreibt. Und dann begründet er das damit, dass sich der Wind in der Branche gedreht hat.
Ich habe 2014 ja noch mit Pennystocks rumhantiert, so wie 90% der Anfänger. Zum Glück hatte ich damals als Student wenig Geld und habe schnell damit Verluste gemacht. Dadurch konnte ich nicht so viel verlieren und danach Abstand von Pennystocks nehmen.
Ein Analyst hat damals über eine portugiesische Bank gesprochen, wie gut die Bilanz aussieht und wie günstig sie gerade sind. Tja, die Depotleiche liegt bei mir immer noch rum. Die Bank wurde in eine Good und eine Bad Bank aufgespalten, die Aktionäre blieben natürlich an der Bad Bank beteiligt. Die Beteiligung ist wertlos.
Der Analyst hat nie wieder ein Wort über seine damalige Empfehlung verloren. Es gibt ja genug anderen Schrott zu empfehlen.
Es gibt zwar recht viele Penny Stocks, aber von denen halte ich gar nichts, weil: Sie wurden ja nicht als Penny Stocks „geboren“, sondern solche Firmen haben sich im Laufe der Zeit immer schlechter entwickelt. Da müsste schon ein Wunder geschehen, wenn die langfristig wieder auf die Beine kommen.
Schönes Beispiel: Air Berlin wurde gestern um 12:10 Uhr zu 0,003 gehandelt und um 16:55 Uhr zu 0,006. Also 100% Gewinn in viereinhalb Stunden. Der „Witz“ ist allerdings, dass die Umsätze dabei extrem gering waren (selbst ohne jegliche Gebühren dürfte sich das Geschäft kaum gelohnt haben)