Wie alles anfing
In früheren Beiträgen habe ich bereits beschrieben wie ich mich langsam an das Thema Investieren herangetastet habe. Wenn man einen heißen Tee vor sich hat, dann schlingt man den auch nicht einfach runter, sondern man nähert sich langsam mit den Lippen ran und schlürft erst ein paar Mal. Zwischendurch pustet man vielleicht ein wenig.
Genauso habe ich mit dem Investieren angefangen. Erst ganz sachte mit kleinen Summen, dann etwas sicherer mit größeren Beträgen. Ich könnte meine noch sehr junge „Investitionskarriere“ in 4 Phasen einteilen:
- 2009-2013: Erstes Geld verdienen und bar aufbewahren. Nach sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten suchen.
- 2013-2014: Erste Investition wagen. Erst Gold, dann Crowdinvesting, dann Börse.
- 2014-2015: Erfahrungen an der Börse sammeln. Erste große Schwankungen aussitzen.
- 2015-2018: Sicherer Umgang mit dem Depot. Erster Job nach dem Studium. Investition von größeren Beträgen.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den letzten 2 Phasen. Wie der Titel schon sagt: Es geht um meine 4 Jahre an der Börse.
Mein erster Aktienkauf
Mein erstes Depot habe ich genau am 24. Mai 2014 bei der Onvista Bank* eröffnet. Ich hatte keine Ahnung von der Bedienoberfläche oder vom Prozess des Aktienhandels. Ehrlich gesagt hatte ich zunächst Angst etwas Falsches anzuklicken, weil ich dachte, ich könnte „ausversehen“ etwas kaufen. Inzwischen weiß ich: Wenn man gerade wirklich dabei ist, etwas zu kaufen oder zu verkaufen, dann merkt man das schon! Also keine Angst.
Wenn man ganz am Anfang bei der Kontoeröffnung die Fragen zu seinen persönlichen Erfahrungen und Präferenzen wahrheitsgemäß beantwortet hat, dann lässt der Broker gar nicht erst zu, dass man etwas kauft, wovon man keine Ahnung hat.
Nach der Eröffnung musste ich mich erstmal mit der Bedienoberfläche auseinandersetzen, damals sah das Layout bei der Onvista Bank noch anders aus als heute, sie hatte mir aber besser gefallen. Um den Aktienhandel zu lernen, musste ich natürlich auch meinen ersten Kauf tätigen.
Ich habe mich für die Aktien von Gazprom entschieden, die auch heute noch sehr beliebt bei den deutschen Privatanlegern sind. Für einen Stückpreis von 6,19€ habe ich 25 Anteile gekauft. Inzwischen halte ich keine Anteile mehr von Gazprom, aber als ich am 22. August 2014 die erste Dividendenzahlung von 5,81€ bekommen hatte, war das schon ein tolles Gefühl. Ich war quasi angefixt.
Inzwischen fällt die jährliche Dividende 100 Mal so hoch aus, aber für einen Studenten, der noch nie etwas von passiven Einkommensquellen gehört hatte, war das eine richtige Offenbarung!
Meine wichtigste Erkenntnis
Nach Gazprom folgten einige weitere spekulative Investments, gemäß der Weisheit von André Kostolany*: „Wer kein Geld hat, MUSS spekulieren.“ (Anmerkung: keine Empfehlung!)
Diese spekulativen Investments waren sogar Pennystocks, worüber ich heute nur den Kopf schüttelt kann. Aber damals sah ich diese Aktienbeteiligungen als eine Art Rakete, mit der ich langfristig reich werden würde. „Apple, Starbucks, Amazon, Facebook und Google? Die sind doch viel zu groß, damit kann ich doch nicht mehr reich werden. Wo ist die nächste Apple?“, dachte ich mir. Und ich bin mir sicher, dass viele Börsenneulinge heute auch so denken wie ich damals. So wie es auch viele vor mir schon gedacht haben.
Heute weiß ich: Es wird keine nächste Apple geben! Es werden Unternehmen kommen, die ein ähnlich starkes Wachstum zeigen werden, aber die werden etwas ganz anderes machen als Apple. Ein Unternehmen, das so ist wie Apple wird keine Chance haben gegen Apple! Genau das macht die Suche nach der nächsten großen Nummer so verdammt schwer und auf dieses Spiel lasse ich mich nicht mehr ein.
Aber damals war ich noch nicht soweit, ich musste erst einmal selbst auf die Nase fliegen. Obwohl ich nur ein halbes Jahr zuvor den Film „Wolf of Wallstreet“* gesehen hatte und ganz genau wusste, was Pennystocks sind und wer damit eigentlich das große Geld verdient, musste ich diese Lektion auf die harte Tour lernen.
Meine Flops
Wenn ich in dem Programm Portfolio Performance die Handelshistorie anschaue, sehe ich auf einen Blick, welche Wertpapiere mich wie viel Geld gekostet haben:
Pennystocks und Small Caps:
- StarDSL (-111,01€)
- Blackbird Energy (-195,00€)
- Banco Espirito Santo (-125,97€)
- Quintis (-433,98€)
- Sierra Wireless (-438,95€)
Zertifikate:
- Turbo Bull Open End Apple (-203,50€)
- Brent Oil Long Faktor 6x (-134,00€)
Nach diesen Fehlgriffen habe ich die Finger von Zertifikaten und Turnaround Stories von Small Caps gelassen. Ich habe hier übrigens nur die Positionen aufgezählt, die bereits geschlossen sind. Das bedeutet, dass die Zahlen keine Buchverluste, sondern realisierte Verluste darstellen. All diese Werte haben keine Dividende ausgeschüttet.
Meine Tops
Auch bei den Wertpapieren, die mir Geld gebracht haben, erhalte ich mit Portfolio Performance eine gute Übersicht:
Aktien und Fonds:
- Bakkafrost (+177,31€)
- Deka DAXplus Maximum Dividende (+408,35€)
- Keurig Green Mountain (+612,26€)
- RIB Software (+376,65€)
- Wincor Nixdorf (+274,47€)
- Royal Dutch Shell (+197,72€)
- YY (+141,77€)
Zertifikate:
- Brent Oil Short Faktor 6x: (+169,44€)
Auch bei den Tops habe ich nur die bereits geschlossenen Positionen aufgezählt. Die Dividenden wurden in den realisierten Gewinn mit einbezogen.
Die Bilanz nach 4 Jahren
Nach 4 Jahren an der Börse lässt sich natürlich nicht sagen, wie erfolgreich beziehungsweise wie schlecht man beim Investieren unterwegs ist. Vor allem, weil die Märkte in den letzten 4 Jahren hauptsächlich nach oben gegangen sind. Auch wenn das Jahr 2015 mit teilweise 30% Verlust sehr herausfordernd war.
Aber ich kann trotzdem eine Zusammenfassung erstellen, ohne die Entwicklung in die Zukunft fortzuschreiben.
Zum 22.05.2018 (ziemlich genau 4 Jahre nach Depoteröffnung) stand mein interner Zinsfuß (IZF) bei 9,22%. Auch wenn ich daraus keine Aussage über die Zukunft machen kann, so kann ich froh sein, dass ich das Geld in der Zeit nicht auf dem Tagesgeldkonto geparkt habe. Die durchschnittliche Rendite der Aktienmärkte beträgt historisch gesehen 7-10% pro Jahr.
Über die Jahre konnte ich 25.944€ auf das Depot einzahlen. Dieses Geld hat in der Zeit fleißig für mich gearbeitet und durch Kursgewinne und Ausschüttungen insgesamt 7423,16€ generiert.
Bereits nach 4 Jahren ist eine Summe von 714,18€ an Gebühren zusammengekommen und ich musste insgesamt 105,13€ an Steuern abdrücken.
Besonders die Gesamthöhe der Gebühren hat mich überrascht. Denn obwohl ich schon tausend Mal gelesen habe, dass die Nebenkosten die natürlichen Feinde des Anlegers sind, konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Summe so hoch ist. Bei jedem Kauf und Verkauf fallen bei mir im Durchschnitt 10€ an und das nehme ich als notwendiges kleines Übel so hin. Aber wenn ich mir die kumulierte Summe auf der Zunge zergehen lasse, wäre das allein eine tolle Aktienposition. Bei 4% Dividendenrendite verzichte ich so schon jetzt auf 28,56€ an jährlichem passiven Einkommen.
Wie sieht es bei Dir aus? Wie lange bist du schon an der Börse? Du kannst gerne in den Kommentaren von Deinen Erfahrungen, Deinen größten TOPs und FLOPs berichten.
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Bildquellen: Martin Ceralde
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Meine ersten Aktien habe ich 1976 zum halben Preis bekommen. Das waren Belegschafts-Aktien der Dresdner Bank, bei der ich gearbeitet hatte.
Recht gute Gewinne hatte ich jedes Mal mit Siemens-Aktien (guter solider deutscher DAX-Wert; gab es schon immer und gibt es immer noch).
Meine erste Hauptversammlung, wo ich war, war die von Cewe Color (Cewe Stiftung). Unter anderem hatte ein Vorstandsmitglied vorgemacht, wie man die Software für das Erstellen eines Fotobuches bedient. Seitdem habe ich mehrere private Fotobücher erstellt. Insofern hat der Aktienbesitz auch Einfluss auf mein reales Leben.
Hallo Rabi,
das freut mich für Dich, dass du schon so früh mit Aktien in Kontakt gekommen bist und dass du deine Erfahrung hier mit uns teilst! =)
Wie alt warst Du da, als Du Deine ersten Aktien von der Dresdner Bank bezogen hast?
Es geht mir genauso, dass ich mich als Aktionär viel mehr mit den Produkten im Alltag beschäftige. Früher konnte ich bei manchen Fachthemen aus der Industrie kaum mitreden. Inzwischen kenne ich mich mit neuen Technologien und auch mit Konsumgütern ganz gut aus und das nur als Resultat aus dem Interesse für die Wirtschaft und die Unternehmen.
Beste Grüße
Nico
Da war ich 22 Jahre, als ich bei der Bank anfing und da gab es Belegschaftsaktien für die Hälfte des aktuellen Kurses. Man durfte maximal 6 Stück kaufen und musste sie mindestens fünf Jahre im Depot lassen.
Solche Kursstürze, wie wir sie heutzutage bei manchen Aktien erleben, gab es damals nicht, so dass das Risiko eines Verlustes nahezu ausgeschlossen war.