Wo geht das Geld eigentlich hin?
Viele Berufseinsteiger wundern sich, warum sie plötzlich viel mehr Geld verdienen und dennoch am Ende des Monats kaum etwas übrig bleibt.
Vorher hat man doch als Schüler oder Student so viel weniger Geld gehabt und man ist gut ausgekommen. Doch nun hat man 3 Mal so viel Geld zur Verfügung, also müssten doch zwei Drittel vom Gehalt zum Sparen bleiben? Und so viel mehr hat man doch gar nicht ausgegeben.
Das Problem ist, dass man sehr wohl mehr ausgibt. Aber es kommt einem nicht so vor. Denn es sind immer kleine Ausgaben, die einem noch nicht einmal auffallen. Mal ein Essen auswärts, mal ein Kaffee von Starbucks oder ab und zu neue Schuhe.
Das Geld ist ja jetzt da, man muss sich keine Gedanken mehr darüber machen. Wenn man sich nicht gleich einen teuren Schlitten least, ist doch alles in Ordnung.
Das Schlimme daran ist, dass man sich durch die höheren Ausgaben nicht besser fühlt. Man fühlt sich weder reicher noch glücklicher. Im ersten Monat genießt man vielleicht noch den Umstand, dass man ohne aufs Geld zu schauen sich etwas gönnen kann. Doch nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an die Ausgaben und fühlt sich genauso wie zuvor. Mit dem Unterschied, dass man höhere Ausgaben hat und diese bleiben hoch.
Es ist schwer, die Ausgaben unten zu halten, wenn die Einnahmen steigen. Dieses Phänomen betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch Konzerne und Staaten. Steigen die Einnahmen, steigen auch automatisch die Ausgaben. Ist das Geld knapp, wird gespart. Das ist das Parkinson´sche Gesetz.
Aber warum können wir nicht einfach die Einnahmen steigern und trotzdem für die Zukunft sparen? Wo geht das Geld eigentlich hin?
Schuhe oder Zusatzrente
“Die Rente ist sicher!” Wie oft hat man schon das Zitat von Dr. Norbert Blüm aus dem Jahre 1997 schon gehört. Mag sein, dass die Rente sicher ist, aber allen ist bewusst, dass die Höhe der Renten wahrscheinlich nicht mehr für ein würdiges Leben im Alter ausreichen wird.
Jedem ist bewusst, dass er etwas zur Altersabsicherung tun muss. Doch an der konkreten Umsetzung scheitern Viele. Oft wird ein Finanzberater aufgesucht, der einem eine Riester/Rürup-Rentenversicherung verkauft. Doch was, wenn man seine Finanzen selbst in die Hand nimmt?
Der erste Schritt wäre, dass man seine Ausgaben analysiert, um herauszufinden, wo das Geld eigentlich hingeht, welches besser in die Altersvorsorge fließen sollte. In was man dann letztendlich investiert, kann man später noch entscheiden.
Nehmen wir an, eine Berufseinsteigerin kauft sich gerne Schuhe. Sie hat noch 45 Jahre bis zur Rente und kauft sich jede Woche ein neues Paar. Ein paar Schuhe kosten im Schnitt 50€. Das würde bedeuten, dass sie im Laufe ihres Berufslebens 112.500€ allein für Schuhe ausgeben würde (45Jahre x 50Wochen x 50€).
Sie würde dabei ja “nur” 200€ im Monat ausgeben, aber über die Jahre kommt eine riesige Summe zusammen. Wenn sie diesen Kostenpunkt als verzichtbar identifizieren würde und stattdessen nur einmal im Monat ein Paar Schuhe kaufen würde, hätte würde sie im Laufe ihres Berufslebens nur 27.000€ dafür ausgeben und somit 85.500€ sparen. Dieses Geld könnte sie in Anlagewerte investieren, die ihr zusätzliches Einkommen generieren als in Konsumgüter, die ihren Wert verlieren.

Nehmen wir weiterhin an, sie würde das gesparte Geld in Aktien investieren. Ich unterstelle, dass 5% pro Jahr an Wertsteigerung eine wahrscheinliche Größe ist (sogar inflationsbereinigt, also reale Wertsteigerung). Dann würde sie mit dem ersparten Geld bis zur Rente ein Vermögen von 295.000€ anhäufen. Und das nur durch die Ersparnis aus dem einen Kostenpunkt. Wenn dieses Geld in solide Dividendentitel mit 4% jährlicher Ausschüttung angelegt werden würden, dann ergäbe sich dadurch eine Zusatzrente von 983€ im Monat.
Auf diese Weise ließe sich das abgesenkte Rentenniveau locker ausgleichen. Und stellen wir uns mal vor, man würde noch mehr Einsparpotentiale im Alltag entdecken!
Auswärts Essen oder Weltreise
Ein weiterer großer Kostenpunkt bei Vielen ist das Essengehen in Restaurants. Natürlich ist das Essen zu Hause auch nicht kostenlos, aber wesentlich günstiger und beläuft sich je nach Gericht auf ca. 5€ pro Mahlzeit und Person. Bei einem Restaurantbesuch sind schnell mal 30€ weg.
Nehmen wir an, unser 16-jähriger Azubi geht gerne auswärts Essen und das macht er 3 Mal die Woche. Er gibt also jede Woche 75€ mehr aus als wenn er zu Hause oder mit Freunden kochen würde. Wenn er das Einsparpotential entdeckt und stattdessen nur noch 1 Mal die Woche in ein Restaurant essen geht, dann spart er jede Woche 50€.

Legt er dieses Geld gewinnbringend an (wieder 5%), dann würde er mit 26 Jahren bereits 31.000€ gespart haben.
Es wäre nichts Ungewöhnliches, wenn er mit 26 Jahren heiraten würde. Wenn er sich dann mit seiner Frau dazu entschließt, anstatt von Flitterwochen ein Flitterjahr einzulegen und mit ihr eine Weltreise zu unternehmen, dann könnten sie sich diesen Traum erfüllen. Das Geld würde sogar für beide reichen und sie könnten locker ein ganzes Jahr damit auskommen. (Eine Weltreise kostet überschlagsweise 1000€ pro Monat und Person. Manche kommen auch mit weniger aus. In unserem Fall hätten die beiden sogar fast 1300€ zur Verfügung.)
Und vergessen wir nicht, dass es wieder nur ein einzelner Posten in der Haushaltsrechnung ist.
Eigentumswohnung oder Kaffee
Erfinden wir an dieser Stelle einen dritten Protagonisten: 25 Jahre alt, stressiger Job, noch 40 Jahre bis zur Rente. Der Job ist zwar stressig, aber die Motivation ist hoch. Früh am Morgen ist keine Zeit, um sich Kaffee und Frühstück zu machen. Deshalb holt man sich was unterwegs. Beides zusammen 8€. Jeden Tag.

Über 40 Jahre kommen so bei 200 Arbeitstagen etwa 64.000€ zusammen. Würde sich unser gestresster Protagonist etwas Zeit nehmen und das Frühstück zu Hause vorbereiten, könnte er so bis zur Rente ein Vermögen von ca. 193.000€ aufbauen.
Mit diesem Geld könnte er sich eine Eigentumswohnung kaufen und entspannt seinen Ruhestand genießen.
Fazit
In unserem Alltag lauern die größten Vermögensvernichter, die aber harmlos aussehen, da sie einen scheinbar nur wenige Euro kosten. Dadurch scheinen sie bezahlbar zu sein. Die Gefahr liegt in der Regelmäßigkeit. Kleine Beträge summieren sich über die Jahre zu riesigen Summen.
Jedes Mal, wenn man eine Ausgabe tätigt trifft man eine Entscheidung. Entweder jetzt kurzfristig Freude empfinden oder später dauerhaft und entspannt leben und frei ohne finanzielle Zwänge entscheiden können.
Hier geht es aber nicht darum, auf alles zu verzichten bis man alt und grau ist und dann reich zu sterben. Es geht vielmehr um die Sensibilisierung und das Bewusstsein dafür, wie viel von der Energie, die man zum Geldverdienen einsetzt, täglich entweicht, ohne dass wir es merken.
Man sollte nicht an ordentlicher Kleidung sparen. Man sollte auch nicht auf Restaurantbesuche mit Freunden verzichten. Man sollte sich auch mal ein Frühstück gönnen, wenn man Lust dazu hat. Aber man sollte eben auch bedenken, dass das Leben nicht nur hier und jetzt stattfindet, sondern auch in der Zukunft.
Auch in der Zukunft wird man Geld brauchen und es wird vielleicht die Zeit kommen, in der man keine Möglichkeit mehr hat, Geld zu verdienen. Für das zukünftige Ich wird kein anderer Sorgen als das jetzige Ich.
Früher war ich der Meinung: “Jeder Euro, den ich jetzt ausgebe, wird nie die Gelegenheit haben für mich zu Arbeiten.” Inzwischen bin ich etwas lockerer geworden. Man muss sich auch im Hier und Jetzt etwas gönnen. Aber man sollte auch ein Auge auf die Zukunft haben.
Konsum ist nichts Schlechtes, aber man sollte bewusst und in Maßen konsumieren. Ich finde, es ist erstaunlich wie viel Lebensqualität man sich in Zukunft erkaufen kann, wenn man in der Gegenwart etwas bewusster konsumiert. Und die Rechenbeispiele von oben bezogen sich jeweils auf einen konkreten Kostenpunkt. Stellen wir uns einmal vor, was möglich ist, wenn wir all unsere unnötigen Ausgaben reduzieren (Abonnements, Zigaretten, Versicherungen usw…).
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