Warum die finanzielle Unabhängigkeit für die Frau noch wichtiger ist als für den Mann?
Ich beobachte schon seit langem, dass sich bei weitem weniger Frauen für das Thema der finanziellen Unabhängigkeit begeistern als Männer. Allein in meinem Freundeskreis lässt sich das Phänomen gut beobachten. In den meisten Beziehungen fangen immer mehr meiner männlichen Freunde damit an, sich intensiv mit ihren Finanzen auseinander zu setzen. Sie stellen sich Fragen wie: „Wie und wo kann ich sparen?“, „Wie kann ich meine Sparquote erhöhen?“, „Wie mache ich mehr aus meinem Geld?“ oder „Wie werde ich finanziell unabhängig?“. Die Partnerinnen dagegen haben eher weniger Interesse an diesem Thema.
Aber warum ist das so? Gerade für eine Frau sollte die finanzielle Unabhängigkeit doch ein sehr erstrebenswertes Ziel sein. Denn trotz Emanzipation und trotz dessen, dass meist beide Partner erwerbstätig sind, müssen Frauen im Laufe ihres Lebens doch viel höhere finanzielle Risiken abfedern als Männer. Ich möchte an dieser Stelle nur einige dieser Risiken nennen:
- Frauen werden schwanger, das hat in vieler Hinsicht höhere finanzielle Belastungen zur Folge. Die Elternzeit bedeutet einen Einschnitt beim Nettoverdienst. Auch wenn die Kinder älter werden, übernimmt die Frau den Großteil der Erziehung und geht dadurch nur in Teilzeit arbeiten. Diese Einschnitte und Erwerbspausen haben einen großen Einfluss auf die Rentenanwartschaft. Dadurch sinkt auch der Rentenanspruch bei Frauen.
- Bei einer Trennung bleiben die Kinder oft bei ihrer Mutter, dadurch verteilt sich die finanzielle Belastung nur noch auf zwei Schultern. Die Schultern der Frau. Das gleiche passiert beim Tod des Mannes.
- Frauen verdienen statistisch weniger als Männer. Abgesehen vom niedrigeren Nettogehalt heute, hat auch das Auswirkungen auf die Rente später.
- Je nach Arbeitgeber haben es Frauen mit Kindern schwerer, eine Arbeit zu finden. Vor allem nach einer längeren Erziehungspause. Das verlängert die Erwerbspause und hat somit weitreichende Folgen.
- Frauen leben statistisch länger. Das bedeutet, das finanzielle Polster muss nach dem Renteneintritt länger ausreichen. Und weil die statistische Lebensdauer der Frauen länger ist als die der Männer, gibt es weniger Rente auch bei gleicher Anzahl an Rentenpunkten.
Rentensituation einer Frau
Der Weg bis zur Rente ist für eine Frau holpriger als für den Mann. Abgesehen von den kinderbedingten Pausenzeiten und niedrigeren Gehältern, ist der Einstieg in eine Vollzeitstelle nach einer Pause recht schwierig. Dadurch ergeben sich Lücken in der Rentenanwartschaft. Und selbst in der Zeit, in der gearbeitet wird, werden unterdurchschnittlich wenig Entgeldpunkte für die Rente verdient. Die folgende Grafik des SWR-Fernsehens zeigt den Missstand, der sich durch diese Erschwernisse im Leben einer Frau ergibt.
Fazit
Alles in Allem bedeutet das: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger und haben dabei auch noch höhere Belastungen. Manche Belastungen sind Natur bedingt (Kinder kriegen können die Männer nun mal nicht), andere sind gesellschaftlich verschuldet. Ich bin der Meinung, dass es gerade deswegen für Frauen extrem wichtig ist, sich mit den privaten Finanzen auseinanderzusetzen und so früh wie möglich anzufangen, ein Sicherheitspolster zur Seite zu legen. Und wenn die sichere Rücklage groß genug ist, wird es Zeit das Geld auch ordentlich schuften zu lassen. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass Frauen sogar die besseren Anleger sind. Aber dazu muss eine Frau erst einmal damit anfangen, sich für das Geldanlegen zu interessieren. Dann kann auch die Frau ihre persönliche finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Unabhängig vom Arbeitgeber, unabhängig vom Staat und unabhängig von ihrem Partner. Davon bin ich überzeugt.
Wie siehst Du die Sache? Fallen dir noch mehr finanzielle Risiken für eine Frau ein? Oder würden dir sogar Vorteile gegenüber einem Mann (in finanzieller Hinsicht) einfallen?
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hey Nico,
ich freue mich sehr auf deinen Blog aufmerksam geworden zu sein. Ich hoffe, es kommen noch viele weitere spannende Beiträge!
Ich stecke leider immer noch in meinem Studium fest und muss noch zwei Jahre warten bis ich endlich wirklich Geld verdiene. Aber ich versuche jetzt schon mir möglichst viel Wissen anzueignen und habe auch einen kleinen ETF Sparplan.
In meinem Studiengang sind wir 70% Frauen. Da wir auch nicht schlecht verdienen werden, machen sich einige Gedanken, was sie mit ihrem Geld anfangen wollen. Aber mehr als „irgendwann ein Haus kaufen“ und in teure Rentenfonds zahlen, ist bei den meisten nicht drin – leider. Ich hätte gerne mehr Leute mit denen ich mich austauschen könnte und die meine Begeisterung hinsichtlich Finanzen teilen. Aber die meisten sagen, dass sie sich nicht dafür interessieren und es sei ihnen auch egal, ob sie in 10 Jahren 100 € mehr oder weniger haben, da können sie es auch jetzt ausgeben.
Wenn ich dann manchmal einen Kommentar dazu abgebe und sage, dass ich meine Finanzen selber in die Hand nehmen möchte, sind viele sehr erstaunt. Eine Freundin wollte dann aber doch ein paar Tipps haben. Als ich ihr zusätzlich auch ein paar Bücher empfohlen habe, meinte sie, dass sie die ihrem Freund mal gibt. Der würde sich bestimmt mehr dafür interessieren… So enden dann die meisten Gespräche.
Aber immerhin sind sich die meisten Frauen in meinem Umkreis bewusst, dass die Elternzeit auch finanzielle Folgen hat und sagen ganz klar, der Vater muss dann mehr von den Fixkosten übernehmen/ Rentenbeiträge zahlen oder auch einen Teil der Elternzeit frei nehmen.
Viel Erfolg weiterhin!
Hallo liebe Jula,
genau diesen Eindruck habe ich bisher auch gewinnen können. Das Interesse daran, sich um seine Finanzen zu kümmern, lässt bei vielen zu wünschen übrig. Ich glaube für viele fällt der erste Schritt einfach schwer. Wenn dieser erstmal gemacht ist, dann stellen viele fest: Das Thema Geld macht ja doch Spaß!
Frauen verlassen sich oft zu sehr auf die finanzverwalterischen Künste ihres Mannes, was langfristig nicht immer vorteilhaft für ihr (späteres) Leben ist.
Mir persönlich bringt die Auseinandersetzung mit meinen Finanzen ein Gefühl von Stabilität und Kontrolle. So kann ich meine weiteren Lebensschritte einfach besser planen.
Als ich angefangen habe, mich intensiv damit zu beschäftigen, hatte ich auch noch 2 Jahre Studium vor mir. Ich weiß also wie es dir geht: Man will voll durchstarten, aber hat noch nicht das nötige Einkommen dazu. Das lähmte mich ein bisschen. Aber das geht vorbei, sobald du deinen Abschluss geschafft hast und deinen ersten Job findest. Also halte durch und viel Erfolg dabei!
Das Buch „Ein Mann ist kein Vermögen“ ist ein gutes Einsteigerbuch speziell für Frauen. Ich habe es aber auch gelesen und kann es wirklich deinen Freundinnen empfehlen. Es ist einfach geschrieben und die Autorin erzählt darin neben dem trockenen Finanzkram auch einige Geschichten von ihren Kundinnen – was im Leben halt so passieren kann.
Es werden sicher noch viele Beiträge von mir kommen, bleib dabei! =)
Beste Grüße
Nico
Also, ich kann sagen, dass sich meine Ex-Frau auch immer mehr um „was gönnen“ und „die Welt sehen“ gekümmert hat, als mal etwas zurückzulegen – und da spreche ich jetzt nicht von Anlegen. Obwohl wir fast gleich viel verdient haben (der Unterschied war hauptsächlich durch das Alter und die Jahre im Job bedingt) hätte sie ausser fürs Haus wohl keine 5 stellige Summe sparen WOLLEN, sondern eher dann alles für DINGE und REISEN ausgegeben. Ich war der doofe knauserige, der genervt hat, dass man auch bei bei einem fast neuen Auto mal für das nächste zurücklegen sollte 😉
Das unfaire dabei ist aber, dass von meinen Rentenpunkten nur auf Grund der Bagatellgrenze (zu kurze Ehezeit) keine an sie abgegeben wurden. Ansonsten hätte sie Rentenpunkte von mir bekommen, obwohl sie die auf Grund ihres Alters noch hätte selbst verdienen können. Dazu wird der sparsame Anleger bestraft und der Konsument einer Ehe belohnt, wenn der „Vermögenszuwachs“ hälftig geteilt wird.
Wenn sich Frauen dann mal mit sparen beschäftigen, sind sie oft zu ängstlich bei Aktien und Börse und lassen das Ganze dann typisch deutsch eher am Tagesgeld verrotten.
Meine aktuelle Partnerin habe ich dazu gebracht, auch selbst etwas in einen Sparplan einzuzahlen und hoffe dass sie mit der Zeit mehr Mut für höhere Summen und Spaß an den Ausschüttungen findet.
Ansonsten steht wenn überhaupt ein Ehevertrag an, Ausfallzeiten während der Kindererziehung würde ich in Sparplanraten „vergüten“.
Hallo John,
das sind viele wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen, die du uns hier mitteilst. Ich sehe es ähnlich, dass es schwierig ist, wenn die Partner eine grundlegend verschiedene Einstellung zum Thema Geld und Altersvorsorge haben. Vor allem, wenn bei der Ehe die Vermögen zusammengelegt und nur noch eine gemeinsame Familienkasse besteht. Dann wird sich der sparsamere immer Ärgern. Da ist Streit vorprogrammiert. Und zwar Streit wegen Geld, was schon traurig genug ist, denn das muss nicht sein. Mit der richtigen Struktur in den Familienfinanzen kann man diesen Streitpunkt klein halten.
Meine Freundin habe ich lange genug mit meinen Ideen zu Geld und finanzieller Unabhängigkeit bequatscht. Inzwischen ist sie selbst eine überzeugte ETF Sparplanerin und das macht sie besser als ich, denn sie schaut – im Gegensatz zu mir – nur ganz selten ins Depot.
Die Ausfallzeiten während der Kindererziehung werden wir auch ähnlich regeln. Wenn meine Freundin zu Hause bleibt, leistet sie auch harte Arbeit. Und die muss irgendwie vergütet werden. Und da diese Arbeit niemand anderes bezahlen wird, werde ich einen Teil vom Angestelltengehalt an sie weiterleiten. Eine komplette Zusammenlegung in Form einer Familienkasse möchte ich aber vermeiden, denn Entscheidungen über Geld gehören für mich zur Selbstbestimmung und Freiheit dazu. Diese Freiheit hat der Partner dann eben auch.
Beste Grüße
Nico
Hallo Nico,
komplettes Zusammenlegen stand für mich vorher und auch heute nicht zur Debatte. Jeder trägt seinen Anteil zu gemeinsamen Ausgaben bei und macht ansonsten mit seinem Geld was er will. Aber das Problem in einer Ehe ist nicht das gemeinsame Konto, sondern der doofe Sparer, der das Geld, was er in der Ehe „angehäuft“ hat, bei einer Scheidung zur Hälfte abgeben muss – egal, ob beide gleich viel verdient haben oder nicht.
Bei den Rentenpunkten ist das ja recht fair – 3 für jedes Kind sind bei mir knapp 2 Jahre Arbeit. Aber das, was danach kommt, sollte halt fair laufen, deshalb will ich einen Verzicht auf Vollzeit um der Kinder willen halt mit einer monatlichen Rate im Sparplan „bezahlen“. Im besten Fall hat man im Alter einfach noch mehr Geld zur Verfügung ansonsten kann mit Ehevertrag keiner jammern, er wäre über den Tisch gezogen worden.
Hallo John,
genauso werden wir das auch machen. Wer wegen der Kinder zu Hause bleibt oder weniger arbeitet, der bekommt einen finanziellen Ausgleich von dem anderen. Ansonsten hat jeder seine eigenen Finanzen in seinen eigenen Händen. Danke für Deinen Input =)
Beste Grüße
Nico