Aktienmarkt bietet große Chancen
Keine Frage: Am Aktienmarkt kann man viel Geld verdienen. Nicht über Nacht, aber im Laufe der Zeit. Lässt man den Zinseszinseffekt für sich arbeiten, kann man so den heutigen Konsum auf später verlagern und dabei um einen Faktor vergrößern.
Renditen von 7 bis 10 Prozent pro Jahr gelten am Aktienmarkt als Durchschnitt. Das sind wahrlich große Chancen, wenn man bedenkt, dass bei solchen Jahresraten über 20 Jahre das eigene Vermögen um das 3,8-fache bis 6,7-fache wächst.
Die größten Risiken
Doch wenn das alles nur so einfach wäre. Am Aktienmarkt gibt es eben nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Die sollte man kennen, damit man nicht mit falschen Erwartungen an die Sache ran geht und womöglich enttäuscht wird.
Hier sind die 5 größten Risiken bei der Aktienanlage:
- Marktrisiko: Die Kurse von Aktien unterliegen Marktschwankungen und können aufgrund verschiedener Faktoren wie globaler Ereignisse, politischer Entwicklungen und Änderungen in der wirtschaftlichen Landschaft schwanken.
- Unternehmensrisiko: Investitionen in einzelne Unternehmen sind mit dem Risiko verbunden, dass das Unternehmen aufgrund interner Probleme wie Managementfehler, Rechtsstreitigkeiten oder einem Rückgang der Nachfrage auf dem Markt an Wert verliert.
- Liquiditätsrisiko: Aktien können schwierig zu verkaufen sein, wenn es wenig Interesse an ihnen gibt oder der Markt insgesamt rückläufig ist. Dies kann zu Verlusten führen, wenn der Verkauf erzwungen wird.
- Fremdwährungsrisiko: Wenn Sie in Aktien von Unternehmen investieren, die außerhalb Ihres Heimatlandes ansässig sind, unterliegen Sie auch dem Risiko von Währungsschwankungen. Eine Abwertung der Währung des Landes, in das Sie investieren, kann Ihre Renditen reduzieren.
- Zinssatzrisiko: Wenn die Zinssätze steigen, kann dies Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Unternehmen können höhere Kosten für die Kreditaufnahme haben, was ihre Rentabilität beeinträchtigt, und Investoren können in Anleihen umschichten, was zu einem Rückgang der Aktienkurse führen kann.
Das Marktrisiko
Das Marktrisiko klingt erstmal nach Fachjargon, ist aber im Grunde genommen genau das, was den meisten der Anleger Angst macht. Es bezieht sich auf das Risiko, das mit der allgemeinen Entwicklung des Marktes verbunden ist, in dem eine Aktie gehandelt wird. Der Aktienmarkt ist von Natur aus volatil und kann durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, wie z.B. politische Ereignisse, Wirtschaftslage, internationale Beziehungen, technologische Fortschritte, natürliche Katastrophen, Unternehmensnachrichten und viele andere Faktoren. Diese Faktoren können sowohl positiv als auch negativ auf den Aktienmarkt wirken und haben Auswirkungen auf den Aktienkurs.
Marktrisiko kann auf verschiedene Weise gemessen werden, aber eine der gebräuchlichsten Methoden ist die Verwendung von Beta-Koeffizienten. Beta gibt an, wie volatil eine Aktie im Vergleich zum breiteren Markt ist. Eine Aktie mit einem Beta von 1 bewegt sich im Gleichschritt mit dem Markt, während eine Aktie mit einem Beta von mehr als 1 als risikoreicher gilt als der Markt und eine Aktie mit einem Beta von weniger als 1 als weniger risikoreich als der Markt.
Marktrisiko kann minimiert werden, indem man seine Investitionen diversifiziert und nicht nur in Aktien eines bestimmten Unternehmens oder einer bestimmten Branche investiert. Eine breitere Diversifikation kann dazu beitragen, das Risiko einer einzelnen Aktie zu minimieren und die Auswirkungen von Marktschwankungen zu verringern. Es ist auch wichtig, die Entwicklungen auf dem Markt zu verfolgen und auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, um das Risiko zu minimieren und Chancen zu nutzen, wenn sich der Markt positiv entwickelt.
Das Unternehmensrisiko
Das Unternehmensrisiko kann einem Anleger, der in breit diversifizierte ETFs investiert, ziemlich egal sein. Denn es bezieht sich auf das Risiko, das mit der Leistung eines bestimmten Unternehmens verbunden ist, in das man investiert hat. Das Risiko besteht darin, dass das Unternehmen aufgrund interner Faktoren wie schlechter Führung, mangelhafter Geschäftsstrategien, Produktprobleme oder anderen Faktoren an Wert verliert. Diese Faktoren können dazu führen, dass das Unternehmen schlechte Ergebnisse erzielt, seine Rentabilität beeinträchtigt wird oder es auf lange Sicht nicht erfolgreich ist.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Unternehmensrisiko zu messen, aber eine der gebräuchlichsten Methoden ist die Verwendung von Finanzkennzahlen wie dem Gewinn pro Aktie (Earnings per Share – EPS), dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price to Earnings Ratio – P/E) oder dem Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital (Debt-to-Equity Ratio). Diese Kennzahlen können dazu beitragen, das Risiko eines Unternehmens zu bewerten und dessen finanzielle Stärke und Rentabilität zu bewerten.
Es ist wichtig, dass Anleger, die in Einzelaktien investieren, eine gründliche Analyse des Unternehmens durchführen, in das sie investieren möchten. Sie sollten sich mit den Geschäftsstrategien des Unternehmens, seinen Finanzen und seiner Branche vertraut machen und eine umfassende Risikobewertung durchführen. Eine weitere Möglichkeit, das Unternehmensrisiko zu minimieren, besteht darin, in ein Portfolio von Aktien zu investieren, um das Risiko breiter zu diversifizieren und das Risiko eines Einzelunternehmens zu minimieren. Dazu eignen sich ETFs sehr gut.
Das Liquiditätsrisiko
Wer in große Unternehmen investiert, die an der Börse oft und viel gehandelt werden, kann das Liquiditätsrisiko gut umgehen. Es bezieht sich auf das Risiko, dass eine Aktie nicht schnell genug verkauft werden kann, um Verluste zu begrenzen oder Gewinne zu realisieren. Das Liquiditätsrisiko kann entstehen, wenn es nur eine begrenzte Anzahl von Käufern und Verkäufern für eine Aktie gibt, was den Handel einschränken und den Aktienkurs beeinflussen kann.
Ein weiteres Beispiel für Liquiditätsrisiko kann darin bestehen, dass Anleger große Positionen in einer Aktie halten und versuchen, sie schnell zu verkaufen, was den Markt mit Angeboten überschwemmen und den Preis beeinflussen kann.
Es ist wichtig, das Liquiditätsrisiko zu berücksichtigen, insbesondere bei der Investition in kleinere Unternehmen oder weniger liquide Aktien. Es ist ratsam, den Markt sorgfältig zu beobachten und sicherzustellen, dass genügend Käufer und Verkäufer vorhanden sind, um eine reibungslose Handelsaktivität zu gewährleisten. Darüber hinaus sollten Anleger darauf achten, dass sie nur einen angemessenen Prozentsatz ihres Portfolios in weniger liquide Aktien investieren und sicherstellen, dass sie in der Lage sind, ihre Positionen bei Bedarf schnell zu liquidieren, um Verluste zu begrenzen oder Gewinne zu realisieren.
Das Fremdwährungsrisiko
Das Fremdwährungsrisiko ist das Risiko, das mit Schwankungen im Wechselkurs zwischen der Währung des Landes, in das ein Anleger investiert hat, und der eigenen Währung verbunden ist. Wenn der Wechselkurs ungünstig ist, kann der Wert der Aktie, ausgedrückt in der eigenen Währung des Anlegers, sinken, selbst wenn der Aktienkurs in der Landeswährung des Unternehmens stabil bleibt oder steigt.
Das Fremdwährungsrisiko tritt auf, wenn Anleger in Unternehmen investieren, die ihren Hauptsitz oder einen bedeutenden Teil ihres Geschäfts in einem anderen Land haben. Anleger, die in ausländische Aktien investieren möchten, sollten sich über die Wechselkursrisiken bewusst sein und die Währungsrisiken genau überwachen.
Eine Möglichkeit, das Fremdwährungsrisiko zu minimieren, besteht darin, in Unternehmen zu investieren, die in der eigenen Währung des Anlegers notieren, oder in börsennotierte Fonds (ETFs) zu investieren, die auf Aktien in der eigenen Währung ausgerichtet sind. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Währungsabsicherungen zu verwenden, um das Wechselkursrisiko abzusichern. Hierbei wird beispielsweise eine Position in einer Währung eingegangen, die sich gegen die Landeswährung absichert, in die investiert werden soll. Das führt für die meisten Anleger aber zu weit. Für mich persönlich auch.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Verwendung von Währungsabsicherungen auch zusätzliche Kosten verursachen kann und möglicherweise den potenziellen Gewinn mindert.
Ein breit diversifiziertes und langfristig gehaltenes Portfolio gleicht das Fremdwährungsrisiko zum größten Teil aus. Denn die großen Währungen schwanken stark hin und her, sodass es Jahre gibt, wo man durch die Schwankung verliert und auch wo man dadurch wieder gewinnt.
Das Zinssatzrisiko
Das Zinssatzrisiko lässt sich seit anderthalb Jahren sehr gut beobachten. Wir sind quasi mitten drin im Show Case. Es ist das Risiko, das mit Veränderungen der Zinssätze verbunden ist.
Wenn die Zinssätze steigen, kann sich dies negativ auf den Wert von Anleihen auswirken, da der Wert von Anleihen invers proportional zu den Zinssätzen ist. Ein Anleger, der eine Anleihe mit einem festen Zinssatz hält, wird möglicherweise feststellen, dass die Anleihe weniger wert ist, wenn die Zinssätze steigen, da Anleger bereit sind, für neue Anleihen höhere Zinssätze zu zahlen. Dies kann auch Auswirkungen auf den Wert von Aktien haben, da höhere Zinssätze dazu führen können, dass Unternehmen höhere Zinszahlungen leisten müssen, was ihre Gewinne reduziert.
Es ist wichtig, das Zinssatzrisiko bei der Investition in Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren zu berücksichtigen. Ein Anleger kann versuchen, das Zinssatzrisiko zu minimieren, indem er Anleihen mit kürzeren Laufzeiten kauft oder in variabel verzinsliche Anleihen investiert, deren Zinssatz sich an einem Referenzzinssatz wie dem Leitzins orientiert. Wenn Anleger in Aktien investieren möchten, sollten sie sich bewusst sein, wie Zinssatzänderungen sich auf das Unternehmen und dessen Finanzen auswirken können.
Gerade heute können wir beobachten wie sich die Zinssätze auf die Märkte auswirken. Durch die starke Inflation steigen zwar noch die Umsätze der Unternehmen, die Margen werden aber immer schlechter, weil ja auch die Kosten der Firmen gestiegen sind. Gleichzeitig müssen Unternehmen mehr Zinsen zahlen, wenn sie alte Schulden refinanzieren möchten. Gleichzeitig werden Geldanlagen wie Anleihen, Tagesgeld und Co. immer attraktiver und stellen eine echte Konkurrenz gegenüber der Aktien- und Immobilienanlagen dar. Das alles wirkt sich negativ auf die Kurse der Aktien aus.
Fazit
Eine Investition in Sachwerte bringt viele Chancen aber auch Risiken mit sich. Das Geld auf dem Girokonto wird zwar nominal nicht weniger Wert, jedoch verliert es stetig (oder heutzutage eben rapide) an Kaufkraft.
Bei Sachwerten ist es genau andersherum: Der Preis von Aktien (und Immobilien) kann auch mal sinken, langfristig jedoch behalten oder steigern sie ihren Wert.
Für mich persönlich ist der Unterschied genau der Grund, warum ich Geldwerte risikoreicher finde als Sachwerte. Denn Risiko hin oder her. Dass Geld in Zukunft nach und nach seinen Wert verliert ist eine sichere Tatsache. So ist unser Geld konzipiert. Es eignet sich als Tauschmittel und höchsten noch als kurzfristiges Speichermedium.
Wie der Artikel auch zeigt: Viele der Risiken lassen sich durch zwei Faktoren minimieren. Das sind Diversifikation und Langfristigkeit!
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