Wer zeigte mir das perfekte Portfolio?
Träumt nicht jeder Anleger davon: Ein Portfolio, das kaum schwankt und gleichzeitig Überrenditen bringt? Dieser Beitrag ist inspiriert von den Gedankengängen von Gottfried Heller in seinem Buch: „Der einfache Weg zum Wohlstand“*. Das Buch ist gut geeignet für Einsteiger, aber auch erfahrenere Anleger können die eine oder andere Idee aus diesem Buch mitnehmen.
Gottfried Heller ist ein bekannter Vermögensverwalter und Buchautor. Er war ein langjähriger Freund und Geschäftspartner des Börsen- und Finanzexperten André Kostolany, mit dem er auch 1971 die Fiduka Depotverwaltung gründete.
Zugegebener Maßen hat Gottfried Heller den Begriff „das perfekte Portfolio“ nicht benutzt. Er zeigt in seinem Buch lediglich, wie ein Anleger die Rendite seines Portfolios steigern und gleichzeitig dessen Schwankungen reduzieren kann.
Was ist das perfekte Portfolio?
Das perfekte Portfolio ist eine breit diversifizierte Zusammensetzung von Aktien- und Anleiheinvestitionen.
Es investiert in verschiedenen Ländern, über verschiedene Branchen und in Unternehmen unterschiedlicher Größen.
Durch die Beimischung von Anleihen wird die Schwankung reduziert. Durch das Engagement in Aktien, welche langfristig die überlegene Anlageklasse sind, wird die Performance gesteigert.
Wie ist das perfekte Portfolio aufgebaut?
In seinem Buch versucht Gottfried Heller zu verdeutlichen, welchen Einfluss jede Beimischung im Portfolio hat. Zunächst fängt er an mit einem Portfolio, das zu 30% aus dem REXP und zu 70% aus dem DAX besteht.
Der REXP ist der Deutsche Rentenindex und besteht aus 30 Bundesanleihen verschiedener Laufzeiten. Das P steht für Performance, das heißt es werden bei dem Index die Zinserträge wieder reinvestiert. Der DAX ist der Deutsche Aktienindex, welcher ebenfalls ein Performanceindex ist.
In fünf Schritten zeigt Gottfried Heller wie er nach und nach den risikobehafteten Teil des Portfolios immer feiner auch auf andere Indizes als den Dax streut, bis er die folgende Portfolioaufteilung erhält:
Durch die Anwendung von vier Investmentmethoden hat es der Autor geschafft ein Portfolio aufzuzeigen, das langfristig überdurchschnittliche Renditen bei unterdurchschnittlichem Risiko bringt. Diese vier Investmentmethoden lauten:
- breite Diversifizierung
- internationales Investieren
- günstige Bewertung (Value-Investing)
- Gleichgewichtung
In Zahlen ausgedrückt: Die Performance des Portfolios wurde durch die breitere Streuung von den anfänglichen 8,8% p.a. auf satte 10,1% p.a. gepusht. Gleichzeitig ist die Verlusterwartung von 3,9% auf 2,6% gefallen.
Die Verlusterwartung ist eine von Michael Keppler entwickelte Kennzahl, die den zu erwartenden Verlust innerhalb eines Jahres auf statistischer Grundlage angibt.
Wie lässt sich das perfekte Portfolio umsetzen?
Für die meisten großen Indizes gibt es inzwischen kostengünstige ETFs, die den Index abbilden. Auch für die vorgestellten Indizes, die als Bestandteile das perfekte Portfolio aufbauen habe ich passende ETFs gefunden.
Lediglich für den REXP habe ich leider keinen ETF parat, aber es gibt genug ETFs, die andere Anleiheindizes abbilden.
Bei fast jedem ETF gibt es auch alternativen von anderen Anbietern wie db x-trackers, ComStage, Lyxor, SPDR oder Vanguard. Ich habe aber immer den Anbieter ausgewählt, dessen ETF die größte Marktkapitalisierung aufweist. Das war meistens ishares von der BlackRock Inc.
Für wen ist das perfekte Portfolio geeignet?
Gottfried Heller begründet die Notwendigkeit eines wenig schwankenden Portfolios mit der nachgewiesenen menschlichen Eigenschaft, dass Verluste uns doppelt so weh tun als dass Gewinne uns erfreuen. Daher ist es notwendig die Schwankungen nach unten soweit wie möglich zu reduzieren.
Gleichzeitig aber sagt er, dass es ganz ohne Risiko nicht geht. Mit dem Sparbuch und der Lebensversicherung verliere man auf lange Sicht viel Geld. „Fremdgehen“ lohne sich bei der Geldanlage.
Das perfekte Portfolio ist daher für Anleger geeignet, die sich wenig mit einzelnen Unternehmen und ihren Kennzahlen beschäftigen wollen und trotzdem an den Chancen des Marktes partizipieren möchten. Durch die geringeren Schwankungen des gesamten Depots ist das perfekte Portfolio auch für risikoscheue Anleger zum langfristigen Aufbau eines Vermögens zum Beispiel als Altersvorsorge geeignet. Aber auch hier muss man bereit sein, Schwankungen aushalten zu können.
Meine Anmerkungen rund um das perfekte Portfolio
Wenn das perfekte Portfolio eine eierlegende Wollmilchsau wäre, dann hätte sich das schon längst herumgesprochen. Jeder Investor und Privatanleger würden diese Strategie verfolgen und die Welt wäre ein besserer Ort.
Doch wir wollen nicht blauäugig nur die Vorteile kennenlernen. Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten.
Alle Renditen- und Verlusterwartungen sind Werte für die Entwicklung der vergangenen 30 Jahre. Die Marktentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die gleichen Erträge in der Zukunft. Die Berechnungen sind also nur ein Back Test.
Der risikobehaftete Teil ist zwar schön international gestreut, aber es werden nur die deutschen Anleihen empfohlen. Deutschland war in der Vergangenheit zwar ein sehr zuverlässiger Schuldner, doch das muss in Zukunft nicht so bleiben. Besonders im Hinblick auf die Schuldensituation sollte auch die Anleihen Position internationaler aufgestellt werden.
Durch die drei Positionen US Large Cap Value, US Small Cap und US Small Cap Value ist das Portfolio mit 26,25% sehr US-lastig. Zusätzlich ist im MSCI World Value 60% US-Anteil drin. So steigt der Anteil von US-Aktien im Portfolio auf insgesamt 31,5%. Die USA sind zwar (noch) die größte Volkswirtschaft der Welt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieser Fakt eine so deutliche Übergewichtung rechtfertigt.
Das perfekte Portfolio ist zwar ertragreicher und schwankungsärmer als andere Strategien, jedoch sind die angegebenen Werte allesamt statistische Durchschnittswerte. Auch dieses Portfolio kann in sehr schlechten Jahren kurzfristig locker 15%, 20% oder 30% an Wert verlieren. Auch mit dieser Strategie braucht ein Anleger starke Nerven und einen langen Anlagehorizont.
Mein Fazit
Ich persönlich sympathisiere mit der vorgestellten Strategie. Jede Investition birgt auch die Gefahr von Verlusten, doch komplett ohne Risiko geht es eben nicht.
Auch ich würde das perfekte Portfolio in meinem Depot nachbauen, wenn ich mich nicht näher mit dem Markt und den einzelnen Unternehmen befassen wöllte. Jedoch habe ich ein kleines Problem: Ich liebe es, Aktien von Unternehmen zu kaufen, mit denen ich mich identifizieren kann und dessen Produkte ich selber nutze. Zu einem ETF habe ich keinen persönlichen Bezug.
Ich habe im Depot als Grundlage zwar auch ETFs liegen, jedoch dienen sie lediglich der Diversifikation. Richtig Spaß habe ich mit den Einzeltiteln.
Wenn man sich aber so wenig Gedanken wie möglich um die Geldanlage machen will und bisher nur ein Sparbuch, eine Lebensversicherung oder einen Bausparvertrag hatte. Und wenn einem schon immer bewusst war, dass diese Anlagen das Vermögen nur vernichten, aber nicht wusste wie man sonst investieren sollte, dann ist das perfekte Portfolio eine wirklich gute Alternative.
Für die Umsetzung benötigt man nur ein Depot und los geht’s! Diese Depots nutze ich und empfehle sie gerne weiter.
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Bildquellen: William Iven