Crowdinvesting – Das Geld ist mir zu schade!

Crowdinvesting ist nichts für mich

Im verlinkten Artikel habe ich über das Crowdinvesting ganz neutral geschrieben und erst einmal trocken wieder gegeben, was es überhaupt ist und welche Vor- und Nachteile diese Investitionsform für den Investor und für das Unternehmen so hat. In diesem Artikel allerdings möchte ich meine Erfahrungen und meine Meingung über das Crowdinvesting mitteilen, damit Du Dir Deine eigene Meingung bilden kannst, ob es eine Alternative bei deiner langfristigen Geldanlage ist oder nicht.

Ich habe inzwischen 4 Jahre Erfahrung beim Crowdinvesting sammeln können. Mein Fazit ist, dass diese Anlageform nicht meiner langfristigen Vermögensaufbaustrategie entspricht.

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Meine mitfinanzierten Crowdinvesting Projekte

Als ich angefangen habe in Crowinvesting Projekte zu investieren, da wusste ich noch kaum etwas über die Börse und hatte auch kein Depot. Daher war Crowdinvesting zur damaligen Zeit die einzige Möglichkeit für mich, in Unternehmen zu investieren. Aufmerksam wurde ich darauf als ein Facebook Kontakt einen Beitrag von Seedmatch geteilt hat. Das war Ende 2013 und ich hatte durch mein Praktikum jeden Monat ein paar Hundert Euro zur Verfügung. Also habe ich mich über die Crowdinvesting Projekte informiert und in die folgenden investiert (in Klammern seht ihr den aktuellen Status):

Zu dem einen oder anderen Investment werde ich noch einen extra Beitrag schreiben und die Geschichte dazu erzählen.

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Was lief gut und was lief schlecht beim Crowdinvesting?

Wenn etwas gut läuft, nimmt man das normalerweise so hin. Erst wenn etwas nicht stimmt, dann beschäftigt man sich intensiver mit dem Thema. Optimal und ruckelfrei lief es bei den wenigsten Startups. Die Quartalsberichte, zu denen sich die Unternehmen bei Vertragsabschluss verpflichtet hatten, kamen oft leicht verspätet, manchmal viel zu spät und bei einigen Kandidaten sogar gar nicht. Ein Unternehmen hat sich sogar ganz frech die Freiheit genommen ab einem Zeitpunkt nur noch halbjährlich zu berichten, damit sie sich mehr aufs operative Geschäft konzentrieren können. Den Crowdinvestoren wurde das so mitgeteilt, als wäre es das normalste der Welt. Die Plattform Seedmatch hat sich dazu weder geäußert, noch haben sie mit Maßnahmen reagiert. Ein anderes Unternehmen hat gleich im ersten Jahr einen Bonuszins gezahlt, sodass ich der Meinung war, bei denen läuft es rund. Leider falsch. Nach der ersten Bonuszahlung kamen kaum noch gute Nachrichten. Es folgte eine lange Reihe von Geschäftsführerwechsel und Umfirmierungen. Es wurden Gesellschaften neu gegründet, die plötzlich ebenfalls beteiligt waren, dann wurden sie wieder verkauft und verschmolzen. Inzwischen weiß keiner mehr, wer in welcher Form und zu welchem Anteil an dem Unternehmen beteiligt ist. In der Zwischenzeit hat sich der Umsatz geviertelt. Da merkt man, wo die Energie hinfließt. Und das letzte Negativbeispiel ist ein Startup, dass einen amerikanischen Investor an Bord holen wollte. Aufgrund der Vertragsgestaltung mit der Crowd ging das aber nicht so einfach und dem Amerikaner war die Crowd ein Dorn im Auge. Was macht man da also? Richtig, man überträgt das Inventar und das gesamte Firmenkapital in eine neue Gesellschaft und lässt die alte GmbH ausbluten. Den Crowdinvestoren bietet man einfach einen neuen Vertrag an zu neuen Konditionen. Was ist schon dabei?

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Warum Crowdinvesting nichts für mich ist

Dass Startups in der frühen Phase ihrer Entstehung scheitern ist normal. In dieser Phase kann man sich früh an erfolgreichen Unternehmen beteiligen. Man kann aber auch viele Unternehmen scheitern sehen. Mir war das Risiko des Totalverlustes bewusst als ich investierte. Dass manche Unternehmungen gescheitert sind, ist nicht der Grund dafür, warum ich gegen das Crowdinvesting bin. Der Grund liegt eher darin, dass ich das Verhalten vieler Unternehmen und auch der Plattformen nicht fair finde. Die Startups nehmen Kapital auf und gehen dabei gewisse Verpflichtungen ein. Diese werden oft missachtet und auch von den Plattformen folgen keine Maßnahmen. Man investiert zwar als Crowd, doch als Investor steht man doch alleine da.

Die Leute, die Crowdinvesting betreiben, sind oft auf der Suche nach dem neuen Facebook, Google oder Apple. Sie wollen so früh wie möglich daran teilhaben. Doch die Illusion kann ich Dir leider nehmen. Denn im Crowdinvesting wird es keine solcher Perlen geben. Wenn eine Geschäftidee so überragend und innovativ wäre, dann hätten sich Business Angels und Vanture Capital Firmen schon längst daran beteiligt. Selbst wenn die Crowd als erstes das riesige Potential eines Startups entdeckt, werden neue Investoren Wege finden, um die Crowd da raus zu drängen. Denn kein seriöser Investor wird in ein Unternehmen investieren, welches eine nervige Crowd am Bein hat. Und da die Startups unbedingt neue Investoren brauchen, werden sie früher oder später die Crowd als Ballast sehen. Und wenn ich mein Geld jemandem zur Verfügung stelle, möchte ich nicht als Ballast betrachtet werden.

Jetzt verstehst Du sicherlich, warum das Crowdinvesting für mich zum langfristigen Vermögensaufbau nicht in Frage kommt. Wie siehst Du die Sache? Wie stehst Du zum Crowdinvesting? Wenn Du eine andere Sicht darauf hast, kannst Du mir das gerne in die Kommentare schreiben. Ich würde mich über Deine Meinung sehr freuen.

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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Für mich ist Crowdinvesting so wie Aktienkaufen, nur dass es sich nicht um eine Aktiengesellschaft handelt. Die Gesellschaften sind klein (Kapital unter 10 Mio Euro), unbekannt (von keiner der von dir genannten Gesellschaften habe ich je gehört) und vor allem – wie du schon geschrieben hast – gelten für die Firmen laschere Auflagen als bei AGs. Mit anderen Worten: Für den Geldgeber ist kaum ersichtlich, was mit seinem Geld geschieht. Vielleicht ist nicht einmal geregelt, wann und wie er (falls die Firma gut läuft) sein Geld zurück bekommt.
    So ein Crowdfunding würde ich höchstens als „Hobby“ betrachten: Ich kann mich an einen Kinofilm erinnern, der nur durch Crowdfunding-Gelder gedreht werden konnte. Und jeder, der mit 500 (?) Euro dabei war, dessen Name erschien dann im Abspann auf der Kinoleinwand. Soweit ich mich erinnere, wollten so so viele Zuschauer den Film sehen, dass die Investoren den doppelten Einsatz zurückbekamen. Aber das war für die meisten wohl nur ein schöner Nebeneffekt…

    Antworten
    • Hallo Rabi,

      für mich wäre Crowdfunding erst wieder interessant, wenn mein Aktien- und Immobilienportfolio „fertig“ ist. Mit fertig meine ich, dass ich der finanziellen Unabhängigkeit sehr nahe bin. Denn die Investition in ein StartUp wird man mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich abschreiben müssen.

      Bei den von dir aufgezählten Nachteilen gehe ich voll mit, allerdings ist Crowdinvesting in meinen Augen etwas ganz anderes als ein Aktienkauf und zwar aus folgendem Grund:
      Die meisten Crowdinvesting Projekte werden als partiarische Nachrangdarlehen finanziert. Das Geld, dass du investierst ist also wie der Name schon sagt Beteiligungen in Gestalt eines Darlehens. Während dir bei einem Aktienunternehmen also ein gewisser Teil der Firma gehört, gewährst du einem crowdfinanzierten StartUp einen Kredit, der dich an den zukünftigen Gewinnen beteiligen lässt. Das Wort „Nachrang“ bedeutet auch nichts Gutes, denn das bedeutet, dass im Insolvenzfall dein Kredit als letztes bedient wird. Im Grunde genommen bedeutet das, dass du kein Teileigentümer des Unternehmens bist, aber im Insolvenzfall trotzdem schlechter gestellt bist als ein Kreditgeber. Und ich finde für das hohe Risiko ist der Ertrag nicht annähernd angemessen.

      Zu deinem Beispiel mit dem Film: Das ist natürlich eine tolle Sache, wenn jemand bereit ist Geld für ein Projekt zu geben, ohne einen Gewinn zu erwarten. So hat das Crowdinvesting ja ursprünglich angefangen, es hieß damals noch Crowdfunding. Geldgeber haben ein Dankeschön oder Rabatte beim Kauf der Produkte des Unternehmens bekommen. Aber das Crowdinvesting ist noch sehr jung und unreguliert, daher ist mir das Geld zur Zeit noch zu schade dafür.

      Beste Grüße
      Nico

      Antworten
  • Hallo, habe wie du auf Ledora gesetzt, wurde enttäuscht, habe dann zum Jahresende gekündigt, bekam mein Kapital nicht zurück und werde hingehalten (Überraschung). So weit, so mein Problem. Jetzt die Frage: Gibt es jemanden, der mit L. ähnliches erlebte und dagegen vorgeht (oder mir eine Adresse für ein wenig Hilfe nennen kann)? Würde mich hier ggf. anschließen wollen. BG Thomas

    Antworten
    • Hallo Thomas,

      ich habe erst Ende dieses Jahres (2019) das Recht, meinen Vertrag mit Ledora zu kündigen, daher steht mir die Erfahrung, die du gerade machst wohl noch bevor. Wobei ich nicht vor habe zu kündigen. Meine Investitionen belaufen sich gerade mal auf den Mindestbetrag von 250€ pro Investment. Von daher lohnt sich für mich der Stress einfach nicht und ich lasse es laufen, soweit es geht. Aber das ist eine persönliche Entscheidung.

      Die Unternehmensführung ist bei Ledora absolut amateurhaft. Es wird viel Energie in Umstrukturierungen gesteckt und das Kerngeschäft vernachlässigt. Die Kommunikation mit den Crowd Investoren ist beschämend. Das trifft aber auf viele bei Seedmatch finanzierte Startups zu.

      Ich kann Dir bei Deinem spezifischen Problem leider nicht besonders viel helfen, aber ich habe einige Denkanstöße, die Dich eventuell auf neue Ideen bringen könnten:

      1) Auf individueller Ebene kann man außer sich beschweren wohl nicht viel machen. Man kann aber alternativ dazu sich mit den anderen Investoren zusammen tun und so mit einer größeren Gruppe das Unternehmen mehr unter Druck setzen. Wenn viele Investoren gemeinsam Druck aufbauen, dann erregt das definitiv weitaus mehr Aufmerksamkeit. (Über die Seedmatch Plattform findet man ja schnell Leute mit dem gleichen Problem, vor allem bei Ledora.)

      2) Seedmatch selbst hat keine rechtliche Macht, wenn es um solche Probleme geht. Dennoch hat Seedmatch auch ein Interesse daran, dass Investoren nicht verarscht werden. Glückliche Bestandskunden sind immernoch die Besten. Auch wenn Seedmatch sich in den letzten Jahren sehr zurückgehalten hat mit Kommentaren zu solchen Problemen, könnte es helfen, das Team mal anzuschreiben und die Situation zu schildern. Es könnte sich lohnen, das Thema mal anzusprechen.

      3) Wenn Du eine Rechtsschutzversicherung hast, solltest Du mal prüfen, ob sie solche Fälle abdeckt. Da ist natürlich auch die Frage, ob die Investition groß genug ist und ob es sich lohnt.

      4) Man könnte bei dem Unternehmen auch als „sein eigener Anwalt“ anrufen und sowas sagen wie: „Mein Mandant hat mich mit dem Thema beauftragt. Aber ganz ehrlich: wegen so einem Betrag wäre es überzogen, ernsthafte rechtliche Schritte einzuleiten. Können wir das Ganze nicht auf dem unkomplizierten Weg klären? Bedenken Sie auch die Kosten, die durch die recht hohen Verzugszinsen bei verspäteter Rückzahlung anfallen.“ Auch solche Unternehmen versuchen teure Prozesse zu vermeiden und oft reicht ein bisschen Druck schon aus.

      Ansonsten wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Angelegenheit und hoffe, dass Du hier irgendwann ein positives Update geben kannst. Und ich hoffe auch, dass unter meinen Lesern sich vielleicht jemand findet, der Dir mehr helfen kann als ich.

      Beste Grüße
      Nico

      Antworten
  • thomas schindler
    26. Januar 2019 17:33

    Hallo Nico, Dankeschön für deinen ausführlichen Kommentar. Wenn sich bei mir Neues ergibt, melde ich mich. Vielleicht nützts ja. BG Thomas

    Antworten
  • Margot Paul
    2. Februar 2019 21:08

    @Thomas, der GF von LedoraProjekt , Twardawski, hat eintausend Anleger eine Million Euro aus der Tasche gezogen und zahlt seit 2017 keine Zinsen. Die erstengekündigten Darlehen wurden im Januar dieses Jahres nicht zurückgezahlt. Schau mal hier:

    https://kanzleimitte.de/tag/patiarisches-nachrangdarlehen/

    Antworten

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